17A

Kunikunde brachte uns Kunde vom “Versteckspiel um Snowden“. Bemerkenswert ist daran doch auch, dass jemand, von dem manche sagen, er sei ziemlich oft am Arsch und noch darunter, und andere wiederum, er stehe immer etwas zwischen den Stühlen (in concreto: 16A und 18A und seitlich 17C), ins grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird: Sitz 17A. Normalerweise ein kleiner, unauffälliger Held des Alltags in tragender Funktion, mit verstellbarer Rückenlehne und ebensolcher Nackenstütze, gänzlich unauffällig ungefähr in der Mitte der mittleren Kabine eines Airbus 330 der Aeroflot, am Fenster aber doch ohne viel Aussicht wegen des Flügels, von Seatguru schnöde als “Standard Economy Seat” bezeichnet. Doch mittlerweile scheint Sitz 17A sogar zu twittern! Wachgeküsst durch die plötzliche Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hat Sitz 17A seine literarische Stimme gefunden und tut uns seine innere Leere kund. Auch dies natürlich nicht unbeobachtet, sondern begleitet von den Argusaugen der Medien. Das sind die ergreifenden kleinen Geschichten, die sich eben auch hinter dem grossen Theater der Welten verbergen und sich ihren Weg ins Scheinwerferlicht bahnen. Die 15 Minuten Ruhm von Sitz 17A.

Mancherorts wird schon gemunkelt, dass dies ein Marketingcoup der Fluggesellschaft Aeroflot sei, denn so viel “Seite 1” (oder, “la une”, für unsere frankophonen Freunde) bekommt man normalerweise nur mit einem Grounding oder einem Absturz, und bei beidem scheint die Aussenwirkung eher ambivalent zu sein. Dabei wird übersehen, dass der Schuss auch nach hinten los gehen kann:

Künftigen Whistleblowern wird unbarmherzig vor Augen geführt, dass man als Whistleblowing-Celebrity nicht notwendigerweise ein Upgrade in die Business Class erhält, sondern auf 17A eingecheckt wird (obwohl sich der Erwerb eines flexiblen Tickets doch angesichts etwas volatiler Reisepläne bei einer solchen Flucht durchaus bezahlt machen könnte und ja angesichts des leeren Sessels möglicherweise auch bezahlt gemacht hat; pro memoria: DSK wurde immerhin aus der ersten Klasse bzw. – das war ja Air France – “La Première” geholt).

Künftigen Reisenden wird nicht verborgen geblieben sein, dass man bei Aeroflot offenbar risikiert, auf bräunlich-orangen Sitzen befördert zu werden – das mag nun wirklich nicht jeder (in den neueren A 330 der Aeroflot sind die Sitze übrigens in beiden Klassen mit blauem Leder bezogen, für Nervenkitzel beim Einsteigen ist also gesorgt).

Hier übrigens noch ein nahezu weltexklusiver Blick ins Familienalbum von 17A aus unbeschwerten Jugendzeiten, als 17A noch nicht berühmt war.