Militär, Fundamentalismus und Demokratie

Die islamisch-konservative Regierung der Türkei hat den Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi scharf kritisiert. […]  In der Türkei hat das Militär mehrfach geputscht. Erdogan hat die Macht der Streitkräfte in den vergangenen Jahren eingeschränkt.

Soweit der Bericht von SRF. Aha, denkt man sich, das versteht sich ja. Diejenigen, die spüren, dass es mit ihnen durchaus ähnlich gehen könnte, wie eben Erdogan (selbst gerade mit dem Taksim-Platz beschäftigt), sind skeptisch. Aber andere werden das anders sehen, würde man meinen. Aber nein, weit gefehlt:

Der britische Aussenminister William Hague übte Kritik an der Entmachtung Mursis und meinte, das Vereinigte Königreich unterstütze kein militärisches Eingreifen als Weg, Konflikte in einem demokratischen System zu lösen.

Phantastisch konstruktiv. Da will eine Bevölkerung ihre Regierung nicht mehr und kann sie nicht loswerden. Was tun? Was könnte die noble europäische Politik wohl vorschlagen: Aussitzen und abwarten. Gut britisch. Und wenn man weniger geduldig ist? Bürgerkrieg à la Syrien. Aha. Und sonst? Nichts, eigentlich. Denn das Militär darf ja nicht mitmischen. Das ist gegen die Regeln. Und zwar immer und grundsätzlich. Dann doch lieber religiöse Fanatiker, solange die nur demokratisch gewählt sind. Denn erlaubt und richtig ist alles, was die Mehrheit will. Kein Wunder, dass Europa abschmiert.

Aber die USA werden das vielleicht verstehen, denkt man. Pustekuchen:

Auch US-Präsident Barack Obama zeigte sich tief besorgt über die Entmachtung Mursis durch das Militär und verlangte die Rückkehr zu einer demokratischen Regierung.

Gut amerikanisch ist man besorg und verlangt etwas. Das kostet auch nichts. Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!

Demokratie, sagt Jorge Luis Borges irgendwo, und Borges war wirklich alles andere als ein Dummkopf, sei ein Missbrauch der Statistik.