Onlinemarketing für Fortgeschrittene

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Ausgeklügelte Algorithmen erlauben es, Werbebotschaften optimal auf den redaktionellen Kontext in Onlinemedien zu beziehen und so sicherzustellen, dass sie auf ein interessiertes und geneigtes Publikum treffen.

So kann es sich durchaus anbieten, z.B. Werbung für Flüge nach Paris verstärkt im Zusammenhang mit Artikeln über Frankreich anzuzeigen.

Traurigkeit

Ich hatte Dir bereits von den “Zwei Herren am Strand” und ihren Problemen mit der Traurigkeit erzählt (ich lese das so langsam als möglich, damit es dauere). Eine ganz wunderbare Passage ist darin:

Sydney war sehr erleichtert. Die Funken im Auge seines Bruders gaben beruhigende Auskunft. Er hatte keinen Zweifel, Charlie hatte die Krise überwunden.

Am zweiten Feiertag fuhren sie nach Beverly Hills zurück. Singend. Erst dreistimmig, und nachdem sie die Serpentinen hinter sich gelassen hatten, vierstimmig. Der Chauffeur, so stellte sich heraus, war ein mehr als passabler Tenor. Er solle sich in den nächsten Tagen im Studio melden, sagte Charlie, als sie am Summit Drive ankamen; nur
ein guter Sänger könne auch stumm singen. Syd half ihm, die Koffer hinaufzutragen. Ob er es allein im Haus aushalte, fragte er, ob er sicher sei, ganz sicher. Aber ja, lachte Charlie.

In der Nacht aber meldete sich der schwarze Hund zurück. Nicht Hohn und Häme bellte er. Er bellte gar nicht. Er stellte sich vor ihn hin und starrte auf ihn nieder.

Kann man es besser beschreiben? Auch bei wiederholter Lektüre bereitet es mir grosse Mühe, beim letzten Abschnitt nicht zu weinen. Meist erfolglos übrigens. Die Mühe. Und das Weinen auch.

Decline to walk the line

Und noch ein absoluter Favorit, Steely Dan, eine Jazz-Rock-Band, total hip bei Intellektuellen in den 70ern, “Fire in the Hole“, ein Song vom Album “Can’t buy a thrill“, 1972 veröffentlicht. Hier der Text:

I decline
To walk the line
They tell me that I’m lazy
Worldly wise
I realize
That everybody’s crazy
A woman’s voice reminds me
To serve and not to speak
Am I myself or just another freak

Don’t you know
There’s fire in the hole
And nothing left to burn
I’d like to run out now
There’s nowhere left to turn

With a cough
I shake it off
And work around my yellow stripe
Should I hide
And eat my pride
Or wait until it’s good and ripe
My life is boiling over
It’s happened once before
I wish someone would open up the door

Don’t you know
There’s fire in the hole
And nothing left to burn
I’d like to run out now
There’s nowhere left to turn

Interpretationshilfen hier. Der Song selbst hier, eines der besten Piano-Solos überhaupt je aufgenommen.

Der Tod ist gross

Der Tod wohne in uns, hatte ich gesagt, und dabei ganz vergessen, das schönste Gedicht hierzu auch nur zu erwähnen. Das sei hier nachgeholt: Rainer Maria Rilke, Das Buch der Bilder, 2. vermehrte Auflage 1906 (der Volltext findet sich hier), gemeint ist das “Schlußstück”:

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.