Schwächlinge

Eben war ich wieder einmal essen. Alleine. Chinesisch diesmal. Eine Gruppe junger Leute nebenan. Sie sprechen über Politik, Wirtschaft, Al Gore, Umweltpolitik. Sie sind laut. Und lachen viel. Das ist schön und verführerisch. Aber nichts von dem, was sie sagen, klingt wahrhaftig. Sie sagen intellektuelle Dinge und ich sehe ihre Augen, ihre Blicke. Die aber sagen: Wer schaut mich an? Wer mag mich? Mit wem könnte ich ins Bett? Was würden die anderen sagen, wenn sie es wüssten? Sie spielen ein Spiel. Wie immer, wenn Menschen zusammen sind. Das Spiel der Schwächlinge.

Und Du erkennst von Weitem das einzig Wichtige: Selbst wenn man sie physisch bedrohte, würden sie es hinnehmen. Würden sich ducken, sich drücken. Wer von ihnen würde für seine eigene Meinung aufstehen? Wer würde Dir helfen, wenn die anderen Dich verurteilen? Wer würde ein wenig Mut haben, oder weniger: ein bisschen Zivilcourage? Wer würde es wagen, nur schon Zweifel anzumelden? Wer, zu denken? Nur darum geht es eigentlich. Und es ist so offensichtlich, dass es Dich anspringt. Sie sind so unglaublich schwach. So unfassbar feige, hatte ich schreiben wollen, aber es ist nur Schwäche. Sie verdienen, beherrscht zu werden.

Solomon Asch, Stanley Milgram und Philip Zimbardo. Damit ist 90% der Interaktion erklärt. Der Rest ist Evolutionsbiologie (Richard Dawkins und die Seinen).

Ach, Immanuel! Eitel ist der Versuch, das zu ändern.