Rechtfertigung und Kommunikation

Ich mag nicht mehr. Ich mag einfach nicht mehr.

Du kennst das ganz gewiss – und verstehst, ohne dass ich es erklären muss: Du bist so müde, dass Du nicht einmal sagen magst, was ist.

Ist nicht alles wirkliche Verständnis letztlich selbstverständlich und deshalb stumm, braucht keine Erklärung, keine Rechtfertigung (“Es gibt freilich Rechtfertigung; aber die Rechtfertigung hat ein Ende.” Wittgenstein, Über Gewissheit, Nr. 158)? Ist nicht jede Erklärung und jede Rechtfertigung ein Versuch der Abstraktion? Ein Versuch, das Unvergleichliche, das Einmalige in einen Kontext zu rücken, es herzuleiten (was ganz unnötig und sinnlos ist, denn es hat ja stattgefunden), es mit Anderem zu vergleichen und damit denjenigen verständlicher zu machen, die es nicht zu verstehen vermögen? Entwerten damit Erklärung und Rechtfertigung – trotz all ihrer gutgemeinten Ziele – nicht gerade das, was sie zu verteidigen vorgeben? Berauben sie es nicht seiner Einmaligkeit, seiner Evidenz?

Und sind Rechtfertigungen denn überhaupt möglich? Bleiben sie letztlich nicht immer sinnlos? Weil diejenigen, die verstehen, sie nicht benötigen sie, und sie diejenigen, die es nicht tun, nicht zu überzeugen vermögen.

Vielleicht ist dies, was uns erschöpft, dass Rechtfertigung und Erklärung letztlich nur dort überhaupt möglich, wo sie gerade nicht nötig sind.