Denkfabrik

Und wenn wir schon dabei sind, gleich noch so ein Kulminationspunkt der Bedeutungsleere: Immer wieder mal hört man von einer “Denkfabrik”. Damit wird nicht selten das amerikanische “Think tank” zu übersetzen versucht. Avenir Suisse etwa so eine solche Fabrik.

Fabrik bezeichnet eine industrielle Produktionsstätte, wo nicht Einzelstücke sondern grössere Quantitäten in Massenproduktion hergestellt werden. Beim Denken geht das nicht. Was immer “Denken” heissen soll beim Begriff der “Denk”-fabrik, kann mit Denken überhaupt nichts zu tun haben, muss vielmehr dessen reines Gegenteil sein. Wenn die “Denk”-fabrik wirklich eine Fabrik ist, kann sie gar nichts Neues produzieren, weil dann nicht gedacht werden kann. Im Akkord, als Massenproduktion kann Denken nicht bestehen, kann es nur ein Reproduzieren sein, ein Malen nach Zahlen. Dann aber müsste es “Nachschwatz-Fabrik” heissen, oder “Wir-tun-so-als-ob-wir-nachdächten-wiederholen-aber-nur-was wir-bereits-kennen-Fabrik”.

Zivilgesellschaft

Die “Zivilgesellschaft” habe gewonnen bei der Abstimmung über die Durchsetzungsinitiative, konnte man allenthalben lesen. Ich frage mich, ob die solches schreiben, überhaupt wissen, was sie sagen. Worte können nur dann überhaupt eine Bedeutung haben, wenn diese Bedeutung sich von anderen unterscheidet. Was aber wäre nicht “Zivilgesellschaft”? Die Adelsgesellschaft? Die Militärgesellschaft? Die Kapitalgesellschaft? Sind denn Verbände oder politische Parteien nicht Teil der Zivilgesellschaft? Ist die SVP nicht Teil der Zivilgesellschaft?

Ein Begriff aber, der schlicht alles umfasst, ist bedeutungsleer, bleibt Geschwätz und Geschwurbel.