Wie bekannt, wird übermorgen, am Dienstag, dem ersten Februar, um 17 Uhr 45, die Welt untergehen. Unmittelbar danach findet das Jüngste Gericht statt.
Die zuständige Abteilung beim Rat der Hauptstadt ersucht die Einwohnerschaft, Panik zu vermeiden. Andererseits ist jede Ungeduld überflüssig, da jeder ohne Ausnahme an die Reihe kommt.
Verkehrseinschränkungen grösseren Umfangs werden nicht erforderlich sein, doch wird der Burgtunnel wegen eventueller Einsturzgefahr um 15 Uhr gesperrt. Von dieser Zeit an werden die Autobusse 4, 5 und 56 nicht über die Kettenbrücke, sondern über die Elisabeth-Brücke fahren.
Züge, Schiffe und Autobusse verkehren fahrplanmässig; vom Vigadó-Platz aus geht sogar ein letzter Ausflugsdampfer; er wird bei genügender Beteiligung als beflaggter Katafalk in die malerischen Gebiete des Eisernen Tores und des Schwarzen Meeres hinunterfahren.
Allen jenen, die um eine Verlängerung ihres Lebens ansuchen wollen, geben wir bereits jetzt bekannt, dass ihr Verlangen nicht erfüllt werden kann. Auch werdende Mütter und Neugeborene bilden keine Ausnahme; einige beklagen sich allerdings mit Recht darüber, da sie gerade übermorgen um 17 Uhr 45 auf die Welt kommen sollen und infolgedessen ein enorm kurzes Leben haben werden.
Dagegen haben alle jene ein besonderes Glück, die zu diesem Zeitpunkt sowieso verscheiden würden. Sie lachen sich jetzt eins ins Fäustchen.
Istvan Örkeny, Hinweise und Verkehrseinschränkungen in Verbindung mit den Ereignissegen am 1. Februar, in: Gedanken im Keller, Berlin: Eulenspiegel, 2. Auf., 126 f.
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