by Filifjonka | May 16, 2014
Stimmt eben leider sehr genau. Was für ein Elend:
Alle spielen jetzt Golf, jeder fährt Passat
Keiner tätowiert sich Wu-Tang auf’n Arsch
Keiner tanzt mehr Moonwalk seit Michael Jackson starb
Alle auf Salat – keiner mehr verstrahlt
Jeder macht Diät – niemand isst mehr Fleisch
Niemand hat ‘nen Trichter – alle saufen Wein
In der guten alten Zeit war’n alle Donnerstags schon breit
Ich sitz’ auf’m Sofa, rauch das ganze Zeug allein
Alle sind jetzt “Troy” niemand geht mehr raus
Keiner kämpft mehr bis zum “Endboss” – alle geben auf
Jeder geht jetzt joggen, redet über seinen Bauch
Bevor die “Lila Wolken” kommen sind alle längst zuhaus’
Jeder glücklich Zweiter, keiner mehr Verlierer
Keiner geht mehr klauen, freundlich zum Kassierer
Alle ziehen aufs Land in die große Stadt nie wieder
Silbernes Besteck – Goldener Retriever
Alle mähen Rasen, putzen ihre Fenster
Jeder ist jetzt Zahnarzt – keiner ist mehr Gangster
Keiner fälscht mehr Stempel – alle gehen schwimmen
Jeder steht jetzt auf der Liste – niemand geht mehr hin
Keiner will mehr ballern, treffen um zu reden
Keiner macht mehr Malle, alle fahren nach Schweden
Jeder liebt die Bayern, vor’m Essen beten
Leben die kleinen Träume, verbrennen die großen Pläne
Marteria: Kids (2 Finger an den Kopf) Vollständiger Text mit Erklärungen.
Und hier das Video
by Filifjonka | May 10, 2014
Eine meiner absoluten Lieblingsszenen, aus Blake Edwards‘ Filme “Skin Deep” aus dem Jahr 1989.
by Filifjonka | May 7, 2014
Wir sind ein Jahr alt geworden! Schon!
Unbemerkt wäre das an uns vorbeigegangen, wären nicht Rechnungen gekommen.
by Filifjonka | Apr 18, 2014
FOTOGRAFIE VOM 11. SEPTEMBER
Sie sprangen aus brennenden Stockwerken hinab –
einer, zwei, noch ein paar
höher, tiefer.
Die Fotografie hielt sie an im Leben,
und nun bewahrt sie sie auf
über der Erde gen Erde.
Jeder ist noch ganz
mit eigenem Gesicht
und gut verstecktem Blut.
Es ist genügend Zeit,
dass die Haare wehen
und aus den Taschen Schlüssel,
kleine Münzen fallen.
Sie sind immer noch im Bereich der Luft,
im Umkreis jener Stellen,
die sich soeben geöffnet haben.
Nur zwei Dinge kann ich für sie tun –
diesen Flug beschreiben
und den letzten Satz nicht hinzufügen.
aus: Wislawa Szymborska, Der Augenblick, Gedichte, Frankfurt 2005
Die Zukunft nicht zu sehen, ja nicht einmal an sie zu denken, ist die eigentliche Ausdrucksform von Zärtlichkeit und Liebe. Denn Liebe kennt keine Zukunft, Liebe ist immerwährende Gegenwart, gleichzeitig allgegenwärtig und unfassbar. Dies ist ihr Absolutes, Gottgleiches, das jede Möglichkeit der Erklärung ebenso ausschliesst wie die Notwendigkeit einer Begründung. Zukunft dagegen ist eine Konstruktion unseres Verstandes, die primär dazu dient, den unserer Kontrolle entzogenen (und daher beängstigenden) Augenblick zu domestizieren, vergleichbar zu machen, einzuordnen und im eigentlichen Sinne zu “verkleinern” (Analoges, wenn auch in wesentlichen Teilen durchaus anderes, gilt natürlich auch für die Vergangenheit, doch davon ein ander Mal.) Durch die Konstruktion der Zukunft wird be-greif-bar, was sich eigentlich jedem Mass und jedem Verständnis verweigert, weil es in seiner Vollständigkeit und Dynamik jede neutrale oder objektive Position ausschliesst. Die Extrapolation vom Gegenwärtigen auf ein Zukünftiges, vom jetzt bestehenden (aber gleichzeitig immer vergehenden und sich auch deshalb entziehenden) Augenblick auf mögliche zukünftige Folgen oder Entwicklungen erlaubt die Projektion unserer Ängste, unseres Ausgeliefertseins auf etwas Konkretes, Kommunizierbares und damit “Objektives”, was sie unmerklich – und quasi nebenher – in etwas Verständliches und Legitimes verwandelt. Die Angst gehört damit nicht mehr zu uns, sondern zum Aussen, zur Welt, zu demjenigen, dem wir ausgeliefert sind. Sie ist nicht etwas, das wir selbst produzieren, sondern etwas, das uns bedroht und bedrückt.
Tatsächlich aber leben wir immer und ausschliesslich in einem einzigen Augenblick, in diesem ephemeren, filigranen, höchst zerbrechlichen und ständig vergehenden Moment, der uns – ganz im Gegensatz zu seiner fragilen Zärtlichkeit – gleichzeitig so vollständig als überhaupt nur vorstellbar umfasst und uns zudem – unserer Kontrolle gänzlich entzogen – auch vollkommen beherrscht, also durch und durch gewalttätig ist, ja geradezu den Inbegriff dessen darstellt, was wir als Gewalt definieren, denn die Herrschaft des Augenblicks über uns ist so vollkommen und einseitig, dass er uns im eigentlichen Sinne “lebt” (und nicht umgekehrt, wie wir gerne glauben möchten). Zumindest die deutsche Sprache zeigt dies auch an, indem Momente nicht ge-, sondern erlebt werden. Die Position eines blossen Objektes aber, einer Puppe oder eines Spielzeugs des Jetzt können wir paradoxerweise nur verlassen, gerade nicht indem wir dem Augenblick entfliehen in eine inexistente Vergangenheit oder eine ungewisse Zukunft, in Träum, Ängste oder Phantasmagorien, sondern gerade zum Gegenteil indem wir uns dem Moment hingeben, in ihm so vollständig als möglich aufgehen. Damit nämlich – so scheint es – vereinigen wir uns mit ihm, werden eins mit ihm, Herr und Knecht verschmelzen, die Unterscheidung hört auf, Sinn zu ergeben. Dies ist der Weg zur Herrschaft über sich – und damit auch über die Welt. Und zudem einer, der uns allen offen steht. Dostojewski (1821-1881) sagt das in den Brüdern Karamasow einmal sehr schön: “alle sind wir im Paradiese, wir wollen es nur nicht wahrhaben; wenn wir es aber wahrhaben wollten, so würden wir morgen im Paradiese sein“. Zu dumm nur, dass ein wenig Mut notwendig ist. Oder Ehrlichkeit. Oder Verzweiflung. Oder Neugier. Oder Hingabe. Oder eben Liebe.
by Filifjonka | Apr 4, 2014
Well all of your letters
Burned up in the fire
Time is just memory
Mixed with desire
That’s not the road it is
Only the map…
Tom Waits: (hier der Song zum Anhören inkl. Text): The Part You Throw Away. Zu finden auf “Blood Money“, 2002
Letzte Kommentare