A: “Wie geht es Dir?”
B: “Schlecht. Wirklich schlecht. Und Dir?”
A: “Auch nicht gut. Weisst Du, die Katze Deiner Schwester ist im Tierspital und muss möglicherweise eingeschläfert werden. Und natürlich nimmt sie es schwer.”
… es folgt ein zehnminütiger Bericht über das Leiden der Tiere und ihrer Halter …
A: “Wieso geht es Dir denn schlecht?”
B: “Ich weiss nicht, ich glaube, ich bin in eine schwere Depression gefallen.”
A: “Aber wieso nimmst Du denn nicht Tabletten. Seit ich Tabletten nehme, geht es mir wieder viel besser.”
… es folgt ein zehnminütiger Bericht über die ausgezeichnete Wirkung bestimmter Psychopharmaka, die Leiden der Geschwister und anderer Verwandten …
A: “Und sonst? Wie geht’s?”
B: “Was wie sonst? Ich hab doch gesagt, dass es mir sehr schlecht geht.”
A: “Ja, aber sonst, wie geht es sonst?”
B: “Du meinst, wie es mir geht, abgesehen davon, dass es mir sehr schlecht geht?”
A: “Ja.”
B: “Abgesehen davon, dass es mir sehr schlecht geht, geht es mir phantastisch. Danke.”
Wortwörtlich so erlebt. Heute Abend. Ehrenwort. Keine Silbe dazu erfunden. Muss ich mehr sagen über den Horror der Kindheit?
Du hast das Spiel verweigert. Scheinbar gelten die Spielregeln (B: gut, nicht (so) schlecht) auch innerhalb familiärer Bande, und da vielleicht ganz besonders.
Ja vielleicht gibt es auf diese Frage nur eine beschränkte Zahl von zulässigen Antworten. Aber ich bin das Theater einfach müde. (“the way of truth is a way of silence”). Sollten wir das Bisschen Leben tatsächlich mit Lügen verbringen? Oder unsere Kraft in etwas anderes stecken? Auch wenn es dunkel, verwirrend und gefährlich wäre?