Ich hatte Dir bereits von den “Zwei Herren am Strand” und ihren Problemen mit der Traurigkeit erzählt (ich lese das so langsam als möglich, damit es dauere). Eine ganz wunderbare Passage ist darin:
Sydney war sehr erleichtert. Die Funken im Auge seines Bruders gaben beruhigende Auskunft. Er hatte keinen Zweifel, Charlie hatte die Krise überwunden.
Am zweiten Feiertag fuhren sie nach Beverly Hills zurück. Singend. Erst dreistimmig, und nachdem sie die Serpentinen hinter sich gelassen hatten, vierstimmig. Der Chauffeur, so stellte sich heraus, war ein mehr als passabler Tenor. Er solle sich in den nächsten Tagen im Studio melden, sagte Charlie, als sie am Summit Drive ankamen; nur ein guter Sänger könne auch stumm singen. Syd half ihm, die Koffer hinaufzutragen. Ob er es allein im Haus aushalte, fragte er, ob er sicher sei, ganz sicher. Aber ja, lachte Charlie.
In der Nacht aber meldete sich der schwarze Hund zurück. Nicht Hohn und Häme bellte er. Er bellte gar nicht. Er stellte sich vor ihn hin und starrte auf ihn nieder.
Kann man es besser beschreiben? Auch bei wiederholter Lektüre bereitet es mir grosse Mühe, beim letzten Abschnitt nicht zu weinen. Meist erfolglos übrigens. Die Mühe. Und das Weinen auch.
Aber am Ende blinzelten sie ins Licht.
Ja, manche blinzeln ins Licht:
nach langen regnerischen tagen
in die sonne zu blinzeln
das kinn auf den griff des schirms gestützt
um kranichen nachzuschauen
die man sich dazuerfindet
etwas misstrauisch abzuwarten
Vorläufig.
“Wunderschön”, flüstere ich, wenn bei schier unaufhörlichem Regen
plötzlich die Sonne durch die Wolken bricht und die Tropfen
in ihrem Licht wie Glitzerstaub zu Boden fallen.
Dann gehören sie zusammen, die Sonne und der Regen, und zaubern
für die Dauer eines Augenaufschlages, eine Welt voller Diamanten.
“Aber wie”, frage ich mich dann, “würde ihr Funkeln im Dunkeln aussehen?”
Denn ich warte schon so lange darauf einmal in einen Mondregenbogen
blinzeln zu dürfen.
Ach ja, schreibt nicht Milton in Paradise Lost: “No light, but rather darkness visible”.