Gibt es Fürchterlicheres, Schöneres als Heinrich Heine (1797-1856)? Kaum je hat einer so böse über sein eigenes Weh gespottet. Was für eine Sprache! Karl Kraus (1874-1936) hat zwar bissig bemerkt:
Heine war ein Moses, der mit dem Stab auf den Felsen der deutschen Sprache schlug. Aber Geschwindigkeit ist keine Hexerei, das Wasser floß nicht aus dem Felsen, sondern er hatte es mit der anderen Hand herangebracht; und es war Eau de Cologne. Heine hat aus dem Wunder der sprachlichen Schöpfung einen Zauber gemacht. Er hat das höchste geschaffen, was mit der Sprache zu schaffen ist; höher steht, was aus der Sprache geschaffen wird.
K. Kraus: Heine und die Folgen. Im Volltext hier.
Aber Kraus zum Trotze mag uns das nur als Ansporn dienen. Es soll uns recht sein und billig, aus dem Wunder der Sprache einen Zauber zu machen. Ein Beispiel nur:
Ein Jüngling liebt ein Mädchen
Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.
aus: H. Heine: Buch der Lieder, Berlin 1823.
0 Comments