Nationalsozialismus & Intelligenz

by | Jun 26, 2019 | Die Bemerkung, Die Nachricht, Führer der Unschlüssigen | 2 comments

Zu einem Beitrag über Carl Schmitt auf SW2 steht in der Einleitung:

Linke wie rechte Theoretiker berufen sich auf ihn. Die juristischen Väter des Grundgesetzes folgten teilweise seinen Ideen, namhafte Staatsrechtler der Bundesrepublik waren seine Schüler. Aktuell beziehen sich jedoch auch die Wortführer der “Neuen Rechten” auf Schmitt. – Ein Denker, der ebenso gefährlich wie einflussreich war und ist.

Das alles stimmt ja. Eingeleitet wird es aber mit folgender Passage:

Carl Schmitt (1888 – 1985) war einer der namhaftesten juristischen Komplizen des Dritten Reiches. Trotzdem gilt er bis heute als einer der originellsten Köpfe der politischen Philosophie.

Lustig. Und sehr verräterisch, nicht wahr? Denn was genau ist ein «juristischer Komplize»? Und kann ein Nazi überhaupt ein origineller Kopf sein? Das «trotzdem» ergibt ja nur Sinn, wenn das bezweifelt, oder gar verneint wird. Übersetzt: Nationalsozialismus ist tumb und primitiv. Das aber ist eine kardinale Fehleinschätzung. Eine übrigens, die sich heute bis ins Detail hinein wiederholt, etwa bei der Einschätzung von Nationalismus oder «Populismus». Nur nebenher bemerkt: Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass die Medien kaum ohne den Begriff «Rechtspopulismus» auskommen, dass aber weder «Linkspopulismus» noch «Populismus» (ohne Rechts) existieren. Aber wenn Rechtspopulismus und Populismus dasselbe sind, wieso dann der Pleonasmus, die Bezeichnung als «Rechts»populismus?

Dass die Ängste und Verunsicherungen der scheinbar Ungebildeten und Armen unverständlich und empörend scheinen können, liegt – heute wie damals – am vollständigen Unvermögen vieler Intellektueller, sich vorzustellen, dass Rationalität und Moderne Geschwister sind des «Bösen» und nicht seine Feinde. Es braucht viel Intelligenz und Disziplin, um wirklich böse zu sein. Entgegen der modernen Legende streben Menschen nicht primär nach Freiheit, sondern nach einem Zuhause. Nicht zufällig warfen die Nazis dem «jüdischen Wesen» seine Internationalität und scheinbare Heimatlosigkeit vor, die gleichgesetzt wurden mit fehlender Loyalität.

Am Ende landen wir eben immer bei uns selbst. Wer aber könnte von sich sagen, er sei zuhause in der Welt?

 

2 Comments

  1. Klein Mü

    Ich dachte einmal, ich hätte mein Zuhause wieder gefunden. Aber wie alles, ist auch das Zuhause nur ein Augenblick. Manchmal viele Jahre, manchmal nur ein Herzschlag. Manchmal erkennen wir es und bleiben stehen, lächeln und bleiben sehr lange. Manchmal gehen wir einfach daran vorbei oder bitten es nach einer halben Stunde wieder zu gehen. Auf der Welt können wir nicht zuhause sein. Aber vielleicht, wenn wir nicht jedes Mal weitergehen und es nicht jedes Mal wieder zur Tür begleiten, schenkt sie uns alle diese Augenblicke. Vielleicht nicht einmal so sehr nur in uns selbst – vielleicht sogar in einem erwiderten Lächeln.

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  2. Filifjonka

    Ach ja, das Lächeln.

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