Es ist wahr, Gewalt gegen Menschen und Gewalt gegen Sachen sind zweierlei, aber letztendlich gehören auch die Gegenstände zu uns, sind unsere Nächsten, die der Obhut bedürfen, denn sie haben keine Sprache und können sich nicht zur Wehr setzen. Im übrigen weiss man nicht genau, wo die Eskalation des Verbrechens beginnt. Inschriften an unschuldigen Mauern, eingeschlagene schwache Fenster, geschändete Friedhöfe, in Brand gesetzte Kirchen… Der Moment des Umschlags, der die unheilvollen Elemente der Gewalt freisetzt, ist meist nicht genau zu fassen.
Daher besteht durchaus eine Analogie zwischen dem unverantwortlichen Streich Alexanders [der den gordischen Knoten zerschlug, statt ihn zu entwirren, Anm. d. Hrsg.] und dem, was später am sonnigen Strand Siziliens geschah, als ein bewaffneter römischer Söldner den Körper des Archimedes zerhieb, der im Sand seine geometrischen Muster und Figuren zeichnete, die dem Einfaltspinsel unverständlich waren.
Und auch später, über Jahrhunderte bis in unsere Zeit, lodernde Feuerstösse – Fackeln der Finsternis –, Stösse von Papyrusrollen und auf Kalbshaut verewigten Manuskripten, lodernde Bücherstösse, zu denen man – wie nebenhin, quasi als Zutat – die allzu widerspenstigen Autoren hinzuwarf.
Zbigniew Herbert: Der gordische Knoten, Berlin 2001, 11 f.
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