Die NZZ am Sonntag hat am 10. Oktober 2020 darüber berichtet, dass sich die Experten im Frühling über die Grippeimpfung stritten. Im Rahmen dieses Artikels verglich das Blatt die Grippeimpfquoten bei Senioren, also die Prozentanteile der Senioren, die sich gegen Grippe impfen lassen, in verschiedenen Ländern und stellte fest, dass sich in Grossbritannien 72% der Senioren impfen lassen, in den Niederlanden, Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich mehr als die Hälfte, in der Schweiz aber nur 31% (weniger sogar als in Deutschland, wo es 35% sind). Das nennt die NZZaS einen «blamabel tiefen Wert in Europa». Unklar dabei bleibt allerdings, wieso sich jemand blamiert, wenn er sich nicht impfen lässt. Weil er etwas anderes tut, als viele andere in Europa?
Journalisten (nicht die Medien, sondern diejenigen, die berichten) scheinen ganz offensichtlich Varianz, Vielfalt und unterschiedlichen Regelungen feindlich gesinnt zu sein. Zumindest wo es sich nicht um Privates und Persönliches wie Geschlecht oder sexuelle Präferenzen handelt, sondern um Politik. Jede regional orientierte Regelung wird einheitlich abschätzig als «Flickenteppich» bezeichnet und bei unterschiedlichen Regelungen stets so intensiv nach Sinn und Effizienz unterschiedlicher Regelungen gefragt, dass man nur schwer glauben kann, dass die Medienschaffenden auch nur im Ansatz die Funktion von Demokratie und Föderalismus verstanden haben. Immer sind Diktaturen nicht nur einheitlicher, sondern auch effizienter als Demokratien. Wem nicht einleuchtet, dass in Bern und Zürich nicht dieselben Regeln gelten, der müsste wohl erklären, warum das anders sein sollte bei Unterschieden zwischen einzelnen Ländern. Warum nicht eine einheitliche Regelung für die gesamte Menschheit?
Aber die NZZ? Die NZZaS? Weniger als ein Drittel aller Senioren lässt sich hierzulande gegen Grippe impfen. Was für eine Blamage! Weniger als halb soviel wie in Grossbritannien oder den Niederlanden. Ich schäme mich für die Schweiz. Und ihre Bevölkerung.
Und die NZZaS.
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