Dort, wo es zum Flugplatz geht, lebte ein Mann, der hiess Walkner, seinen Vornamen weiss ich nicht. Er war Maurer, und er hatte für niemanden zu sorgen, er hatte keine Frau und keine Kinder, nur einen Cousin, der war ebenfalls Maurer. Walkner war Hilfsarbeiter, und als seine Eltern starben, erbte er einen schmalen Streifen Acker, der bald darauf zu Bauland erklärt wurde. Damit war der Wert des Grundstücks gestiegen, und weil es obendrein an einer Strassenkreuzung lag, die in den aufstrebenden Sechzigerjahren an Bedeutung gewann, traten immer wieder starke, finanzkräftige Männer an Walkner heran, sie wollten ihm sein Grundstück abkaufen und Wohnblocks darauf bauen. Sogar in der Gemeinde gab es Fraktionen, die ihn drängten, man nannte ihn einen Egoisten, weil er Boden besitze, den er nicht nutze. Tatsächlich nutze Walkner seinen Acker nicht. Er baute weder etwas an, noch pflegte er das Gras, das dort wild wuchs. Er setzte sich manchmal sonntags unter einen Baum und rauchte seine Zigaretten und trank seinen Most und grüsste den, der an seinem Grundstück vorüberging, auch wenn er selbst nicht gegrüsst wurde.
Michael Köhlmeier, Walkner,
Erzählung aus: Roman von Montag bis Freitag, 38 Stories, Wien 2004.
Puritaner ärgern sich. Nutzlosigkeit ist nicht Sinnlosigkeit. Dass etwas keinen Zweck hat, kein Ziel, auf das es bezogen wird, entleert es nicht seiner Sinnhaftigkeit. Vielleicht hat gar nur Sinn, was keinen Zweck hat. Man kann das natürlich abwerten, indem man es Romantik nennt. Sicher aber ist, dass es der protestantischen Position widerstrebt.
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