Rechtschreibreform: Orthographie

Wusstest Du, dass Orthographie nach Duden «Orthografie» geschrieben wird. Diese Schreibweise wird «empfohlen», Orthographie hingegen ist als «alternative Schreibung» bezeichnet.

Was müsste man mehr wissen, über die heutige Welt, wo Verwaltungsmenschen (ich sage nicht Lehrer, denn es sind nicht die Lehrer, sondern die Lehr-Verwalter) die Sprache formen wollen und eine Rechtschreibungsreform durchsetzen, die den Ungebildeten und Dummen entgegenkommen will, indem sie sich auf die Logik beruft und «Stengel» neu «Stängel» schreiben will, weil das Wort ja von «Stange» herkomme.

Achte Dich einmal: Alle Worte, die von Ungebildeten verwendet werden, will der Duden nicht mehr mit PH schreiben, sondern mit F, also z.B. Delfin oder Fotografie.«Philosophie» hingegen wird von dieser Gruppe offenbar selten verwendet und darf daher mit PH geschrieben werden und es gibt nicht einmal eine «alternative Schreibung».

Und «Orthografie»? Offenbar sind die Ungebildeten gewohnt, «grafie» zu schreiben, doch will man ihnen die Schwierigkeit des TH in «Ortho» nicht ersparen. Wie einsichtig. Die Hälfte bleibt griechisch, die andere wird deutsch-phonetisch. Da lobe ich mir doch das Italienische, das alles phonetisch schreibt.

Abholen

Kunden und Wähler dort abholen, wo sie nicht sind.

Präzise scheinen, um Zeit zu verprassen

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass die mediale Berichterstattung viel Energie auf Unbedeutendes verwendet, ganz so als ginge es darum, die Zeit totzuschlagen. Ein paar Beispiele:

  • Politiker an der Macht bzw. im Amt werden z.B. fast immer mit Vor- und Nachnamen genannt. Also nicht nur das erste Mal, bei dem sie in der Nachricht erwähnt werden, sondern jedes Mal (hier ein Beispiel mit Sommaruga).Besonders lustig ist das, wenn sie – wie z.B. Präsident Bush der jüngere – noch einen zweiten Vornamen haben, der zur Unterscheidung von ihrem Vorgänger dient, also George W. Bush, wobei das W. natürlich nicht W gesprochen wird, sondern Dabljuu, wir können ja schliesslich englisch.
  • Das Corona-Virus ist allgegenwärtig, medial aber ist immer von der Corona-Pandemie die Rede, nicht etwa von Corona oder der Pandemie. Wahrscheinlich um diese von anderen aktuellen Pandemien zu unterscheiden.
  • Wenn es um etwa geht, das alle betrifft, das Wetter, ein Gesetz, ein Unglück, so wird fast schon zwanghaft eine Geschlechterdifferenz aufgemacht, die aber gar nicht relevant ist für den Bericht, also etwa: die Schweizerinnen und Schweizer reagieren…, oder die Südkoreanerinnen und Südkoreaner… usw. Dabei ist meist nicht nur das Geschlecht völlig bedeutungslos für die Nachricht, sondern eben auch die Nationalität der Personen, über die berichtet wird. Anstelle sinnloser Unterscheidungen könnte man schlicht von der Bevölkerung sprechen. Aber das würde natürlich weit weniger Zeit in Anspruch nehmen und weniger Nebel werfen.

Social Distancing

«Social distancing» ist ein Nicht-Begriff, der symptomatisch ist für das gegenwärtige Geschwurbel. Es beginnt damit, dass «social distancing» etwas ganz anderes meinen soll als «social distance». «Soziale Distanz» soll also nicht das Resultat sozialer Distanzierung bezeichnen, sondern die «Distanz» zwischen sozialen Gruppen wie Klassen, Rassen, Geschlechtern etc., leicht erkennbar: ebenfalls ein Konzept ohne wirklichen Gehalt.

Aber weiter: «Social distancing» soll gar nicht «soziale», sondern «physische» Distanzierung meinen, was die englischsprachige Wikipedia nur am Rande zugibt, die deutschsprachige aber sogar in ihrem Titel anzeigt (Räumliche Distanzierung) und was inzwischen offenbar sogar die Weltgesundheitsorganisation zugibt.

Schliesslich aber, was wäre das Gegenteil von «Sozialer Distanzierung»? Und wovon grenzt sich denn die soziale Distanzierung ab, von der psychischen, der moralischen, der wirtschaftlichen oder gar der kulturellen? Was um Himmels Herrgotts Willen könnten diese Floskeln überhaupt meinen?

Gott sei uns gnädig, wir benötigen Gnade offenbar dringend.

Beschlüsse fällen

Der Bundesrat habe heute, am 8. April 2020, zwei Beschlüsse gefällt, so die Bundespräsidentin Sommaruga an der heutigen Presskonferenz. Urteile fällt man, Entscheidungen, manchmal auch Bäume, aber Beschlüsse fällt man genau so wenig wie Entschlüsse, man fasst sie. Was soll bloss aus uns werden, wenn wir schon sprachlich scheitern.