Über Risikoabwägung, Ehrverletzung und die Gewissheit alles besser zu wissen

Nehmen wir an, Sie sollen einen neuen Mitarbeiter anstellen. Sie sind Teil des leitenden und vollziehenden Organs einer Einrichtung für Lehre und Forschung. Bei der Auswahl des Mitarbeiters sind Sie nicht auf sich allein gestellt. Der entsprechende Fachbereich schlägt Ihnen eine geeignete Person vor. Sie entscheiden sich gegen den Vorschlag, schliesslich wissen Sie es ja besser.

Woher diese Gewissheit, es besser zu wissen? Eine Risikoabwägung. Nein, nein, nicht, dass Sie mich jetzt falsch verstehen. Die Person muss nicht grundsätzlich gefährlich sein. Aber eine Gefahr für den Ruf der Bildungseinrichtung könnte sie schon darstellen. Wie das mit diesen hinterhältigen Gefahren so ist.

Was für ein Risiko denn gemeint sei? Nun ja, nehmen wir beispielsweise den Fall Dominique Strauss-Kahn. Der könnte, obwohl fachlich kompetent, bei der Anstellung ein Risiko für den Ruf einer Universität darstellen. Sie kennen den Fall Dominique Strauss-Kahn nicht? Das ist doch derjenige mit der Vorliebe für unwanted consensual sex mit Hotelangestellten. Geht es bei Ihrem Bewerber etwa um Vergewaltigung? Nein, nein, es war nur ein Beispiel, um zu zeigen, dass es eben nicht nur auf die fachliche Kompetenz ankommt. Also eine andere Straftat? Nein, nein. Es geht lediglich um den Ruf der Universität. Ach so, der Ruf der Universität, nicht der des Bewerbers. Jetzt hab ich es verstanden. Den Ruf der Einrichtung schützen, indem man den Ruf des Bewerbers schädigt, klingt einleuchtend.

Käme der Bewerber jedoch auf die Idee, sich gegen die Ehrverletzung zur Wehr zu setzen, so müsste er wohl selbst eine begehen. Der arme Herr Strauss-Kahn möchte schliesslich auch nicht für alles herhalten.

Es ist eine schwierige Geschichte mit dieser Ehrverletzung; aber gut, dass Sie es besser wissen.

C’est la même chose pour tout le monde, donc c’est juste

C’est la même chose pour tout le monde, donc c’est juste.

Au détour d’une conversation, au fil des pages d’un quotidien, au cœur de nos réflexes intellectuels, cette pensée séduisante au premier abord se révèle davantage mystificatrice qu’évangélique.

Quand comprendra-t-on enfin que l’universalité d’une solution n’implique en rien que cette solution soit juste?

Universalité n’implique pas justice

P1: Ce qui est juste peut valoir pour l’un comme pour tous.

P2: Ce qui est injuste peut valoir pour l’un comme pour tous.

C: Par conséquent, ce qui vaut pour tout le monde n’est pas nécessairement juste.

Exemple ad absurdum: je frappe toute personne que je croise. C’est la même chose pour tout le monde, donc c’est juste.

Identité n’implique pas justice

L’aphorisme “c’est la même chose pour tout le monde” sous-entend, dans le langage courant, une égalité stricte pour chacun, sans aucune exception.

Or, une telle égalité est bien loin d’être juste parce qu’elle ne permet pas de tenir compte des différences entre individus.

Exemple ad absurdum: Durant longtemps, j’ai eu une femme de ménage très peu efficace et qui ne nettoyait que très imparfaitement. Je lui versais 15.- CHF / heure. Aujourd’hui, j’ai une autre femme de ménage très efficace et qui nettoie mon appartement parfaitement. Je lui verse 15.- CHF/ heure. Ma nouvelle femme de ménage touche la même chose que l’ancienne, donc c’est juste.

Discussion et conclusion

Dans les exemples ci-dessus, le lecteur attentif aura tôt fait de dire qu’il n’y a pas réellement universalité dans les deux cas. En effet, dans le premier exemple tous ceux qui ne me croiseront pas ne subiront pas mes coups et dans le second toute femme de ménage qui travaille pour quelqu’un de plus généreux gagne davantage. Le problème évoqué concerne néanmoins davantage la création de catégories que l’absence de lien entre universalité et justice.

En conclusion, l’adage devrait être le suivant: “C’est la même chose pour tout le monde, donc c’est pareil pour tous.”

P.S. : L’adage initial (“C’est la même chose donc c’est juste”) peut toutefois être en partie sauvé en invoquant une identité (égalité) propositionnelle (distributive dirait Aristote). Encore que la présence d’une proportion quelconque ne signifie pas encore la présence de la bonne proportion.

Fahrlässigkeit, Politik und Wissenschaft

Ende April meldete die NZZ, die Masterarbeit von Doris Fiala werde auf Plagiatsvorwürfe hin abgeklärt. Dort heisst es unter anderem:

Laut dem Report hat Fiala Hunderte Sätze aus andern Quellen entnommen. So heisst es in Fialas Arbeit etwa: «Die Schengener Abkommen stehen für eine inzwischen weitverzweigte Rechtsentwicklung, deren Kernbereich die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen der Schengenstaaten darstellt.» Mit exakt demselben Satz beginnt der Wikipedia-Eintrag über das Schengener Abkommen. Sowohl Quellenangabe als auch Anführungs- und Schlusszeichen, wie üblicherweise beim wissenschaftlichen Zitieren verlangt, fehlen. Am Ende der Arbeit taucht die Adresse des Wikipedia-Beitrags zwar auf, unter dem Titel «Nützliche Links». Dass es sich dabei um Quellen handelt, ist nicht ersichtlich.

Und weiter:

Fialas Arbeit umfasst 213 Seiten. Gemäss der Software sind 270 Sätze wörtlich aus andern Quellen übernommen – diese Angabe ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Mehrere davon sind in den Fussnoten zitiert, doch unkorrekte Zitierweisen finden sich zu Dutzenden. Rund 50 Sätze stammen aus insgesamt mindestens 8 Wikipedia-Beiträgen. Fiala gibt die Online-Enzyklopädie nur auf drei Seiten als Quelle an; einmal mit der korrekten Adresse, zweimal schlicht als «Wikipedia».

Aha. Das alles aber sei “fahrlässig” berichtete die NZZ letzten Freitag. Kein Wunder, denkt man sich, dass Fahrlässigkeit in der Bevölkerung in Verruf gerät. Und dass Wissenschaft nicht einfach Geschwätz ist (auch nicht kopiertes Geschwätz), scheint auch nicht klar zu sein.

Fiala selbst erläutert auf 20Minuten die Sache so:

Warum sind Ihnen die Zitierfehler überhaupt unterlaufen?Zu Beginn des Studiums bekam ich ein 12-seitiges englisches Handbuch. Doch ich war so vom Studium, dem Zeitmanagement, von Armee- und Sicherheitsfragen absorbiert, dass ich es nur kurz durchblätterte und ihm keine grosse Beachtung schenkte. Ich hatte in diesem Moment andere Sorgen als Fussnoten. Hinzu kommt: Ich habe keinen akademischen Hintergrund. Die Masterarbeit war meine erste wissenschaftliche Arbeit überhaupt. Deshalb hatte ich keine Erfahrungen mit dem Zitieren. Zum Studiengang wurde ich von der ETH auf Grund meiner Vorbildung, meiner Berufserfahrung und meiner Arbeit im National- und Europarat zugelassen. Der ETH war einfach zu wenig bewusst, dass besonders eine exponierte Person wie ich, die zudem noch nie wissenschaftlich gearbeitet hat, besser begleitet und kontrolliert werden müsste.

Hammer! Dass man Sätze, die man wortwörtlich übernimmt, irgendwie kennzeichnen und nicht einfach als Eigenes ausgeben sollte, muss man also erst lernen. Sehr lustig auch: “Ich hatte keine Erfahrung mit dem Zitieren”. Das stimmt wohl nicht. Mit dem Zitieren schon, nur mit dem Offenlegen und der Ehrlichkeit nicht so. Das muss man also erst auf der Akademie lernen, Berufserfahrung im National- und Europarat genügen dazu nicht. Gut zu wissen, wenn auch erschreckend. War denn Guttenberg nicht hinreichend zur Information auch der Nicht-Akademiker? (Man, where have you been, when the shit hit the fan?).

Und selbst 50 Sätze aus Wikipedia zu kopieren scheint der Reflexion nicht wert. Klar, für eine Politikerin. Das Beste aber, wie immer, zum Schluss: Die ETH ist schuld, sie hätte Fiala besser begleiten und kontrollieren müssen. Fiala gehört zur FDP! Wer braucht eine liberale Partei, wenn selbst die nach Kontrolle und “Begleitung” ruft. Kein Wunder, dass Cédric Wermuth (SP) Frau Fiala via Twitter zustimmend unter die Arme greift: «Sie hat ein paar Zitate nicht markiert, ja und?». Man hätte weniger gegen die Geringschätzung der Wissenschaft durch die Politik, wenn die Politiker sich nicht immer mit wissenschaftlichen Titeln schmücken wollten.

 

Too much information 2

Über 500 Personen sollen der Beerdigung der jüngst entführten und ermordeten Frau beigewohnt haben (die Medien nennen sie auch immer beim Vornamen, ganz so, als ob sie sie näher gekannt hätten, vgl. etwa News.ch, St. Galler Tagblatt oder Blick). Und wenn es 400 gewesen wären, oder 300 oder 3 oder 3000?

Umgekehrt scheint es auch Informationswert zu haben, dass Premier Cameron auf Ibiza Kaffee trinkt, und statt in London um den ermordeten Soldaten zu trauern (Blick).

Was man alles wissen kann und will.

Schwule Pfadfinder: USA im Niedergang

Die Meldung, dass die amerikanischen Pfadfinder (“Boy Scouts”) nun offenbar auch Homosexuelle aufnehmen, hat es nicht nur in den Boulevard geschafft (Blick), sondern auch in “seriöse” Medien wie NZZ oder Spiegel. Die USA verlieren offenbar jeden Halt und alle Kultur: Sollen wirklich Menschen selbständig darüber entscheiden dürfen, was sie geil finden? Wo kämen wir denn da hin?

Wohlgemerkt! Wir sprechen hier von den Jugendlichen selbst, nicht von den Leiterinnen und Leitern. Denn die werden, so sie denn dummerweise dazu stehen, dass sie schwul oder lesbisch sind, weiterhin nicht zugelassen, erscheint es doch nachgerade als Binsenweisheit, dass homosexuelle Erwachsene von Kindern und Jugendlichen deutlich stärker angezogen werden (oder eben ausgezogen) als heterosexuelle. Und selbst wenn dies nicht zuträfe, geben sie halt ein schlechtes Beispiel ab. Dieses permanente Küssen. Pfui!

Sextoys an der Universität

20 Minuten berichtet, dass an der Universität Basel Studenten lernen können, wie man Sexspielzeug aus Gemüse, Seife und allem, was beliebt, schnitzt.

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/13889098

“Die Fachgruppe Gender Studies organisiert einmal im Monat eine offene Veranstaltung. «Dieses Mal zeigen wir, dass man sich aus Rübli oder anderem Gemüse Dildos genau nach dem eigenen Geschmack und den individuellen Vorlieben herstellen kann», sagt Ledwina Siegrist, Studentin der Geschlechterforschung und eine der Studierenden, welche den Genderstammtisch organisiert hat. Mitbringen sollen Interessierte daher Seifen und Gemüse und dann werde drauflosgeschnitzt. Die Anleitung gebe es vor Ort, auprobiert werde aber erst Zuhause.”

Interessant erscheint uns, dass ausgerechnet Rüben zum Schnitzen von Dildos verwendet werden. Deren Form hätte solches ja wahrlich nicht vermuten lassen. Angeboten hätten sich doch vielmehr Melonen oder Fenchel, Erdbeeren oder Äpfel. Auch fragen wir uns angesichts der Form von Rüben (aber auch derjenigen von Gurken oder Bananen), was denn genau da hineingeschnitzt wird.

Symptomatisch erscheint uns schliesslich, dass – wie im universitären Unterricht sonst auch – dasjenige, was nun wirklich jeder bereits beherrscht (in casu das Schnitzen eines Dildos) an der Universität unterrichtet wird, dieweil dasjenige, was tatsächlich Schwierigkeiten bereitet (in casu die Anwendung des Geschnitzten) den Studierenden quasi als Hausaufgabe oder Fernunterricht überlassen bleibt, die sich einmal mehr auf sich selbst zurückverwiesen sehen.

Schliesslich sei auf die weitgehende Obsolenz solchen Unterrichts hingewiesen, weil sich ja Penisse allüberall finden, ohne dass man sie erst noch fertigen müsste, wie eine unserer allerliebsten Websites deutlich macht:

www.accidentalpenis.com