by Erg Onduidelijk | Sep 13, 2013
Grosse Unternehmen und Organisationen treiben einigen Aufwand, um ihre Mitarbeiter vor als unerwünscht betrachteten Mails (für Experten: “Spam”) zu beschützen.
Eine Option ist, zweifelhafte Nachrichten in “Quarantäne” zu setzen und den Adressaten in einer Sammelmail (einem Quarantäne-Rapport) auf den zweifelhaften Posteingang hinzuweisen und ihm die Gelegenheit zu geben, doch noch eine Auslieferung ans eigene Postfach zu veranlassen.
Seit einigen Tagen landen diese Quarantäne-Rapporte im “Junk-E-Mail”-Ordner meines E-Mail-Programms.
Damit ist wohl ein vorläufiger Höhepunkt der Konsumkultur erreicht: Innerhalb eines Systems wird eine Mitteilung gemacht und sogleich als Mitteilungsmüll klassifiziert. Das Mitteilungssystem kannibalisiert sich sozusagen, es sagt nicht mehr nur: Du hast da möglicherweise Müll bekommen, es sagt: Ich schicke Dir da Müll! Lies das nicht!
Die Entsprechungen in der Realwelt nehmen zu:
Aufgrund der vorgezogenen Recyclinggebühr sind ja Anbieter elektronischer Geräte zur Rücknahme sog. ausgedienter Geräte verpflichtet, auf dass diese dem Recycling (also bisweilen einem Vorgang, bei dem afrikanische Kinder das Zeugs anzünden und dann aus der Asche irgendwelche metallischen Bestandteile herausklauben) zugeführt werden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis propagiert wird, die Geräte gleich nach dem Kauf wieder zurückzugeben, womit man sicherlich viel Zeit sparen kann.
In manchen Kleiderläden finden sich neuerdings auch kleine Container zur Abgabe von Altkleidern. Bisweilen bekommt man irgendeinen Gutschein, wenn man da etwas hineinwirft: Auch hier sicher nur eine Frage der Zeit, bis Gegenstände direkt nach dem Kauf ihren Weg in den Container finden (was sich aufgrund des Incentives sogar lohnen kann: Etwas Billiges kaufen, wegwerfen, Rabattcoupon – z.B. für 10% auf dem nächsten Einkauf in Empfang nehmen, etwas Teures kaufen, richtig viel Geld sparen!).
Perfekte Wirtschaftskreisläufe.
by Erg Onduidelijk | Sep 10, 2013
Neulich beobachtet in einem Hotel, wo am Vortag die Abschlussfeier irgendeines internationalen Junghandballerinnenturniers stattgefunden hatte:

Das Hotel besteht – wie vielerorts in der Welt erprobt, wenn genug Platz vorhanden ist und sowohl Kapazität als auch ein Minimum an Repräsentativität angestrebt werden – aus einem ausgedehnteren Flachbau für Restaurants, Konferenzräume und in casu auch ein Schwimmbad und einem darauf aufgesetzten Hochbau mit deutlich geringerer Grundfläche. Resultat: Ein grosses Flachdach, das die Vermutung begründet, dass darauf liegende Gegenstände mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den darüberliegenden Hotelzimmern geworfen wurden.
Am Tage nach der rauschenden Abschlussballnacht fanden sich auf dem Dach insgesamt eine Rolle Toilettenpapier, zwei Wasserflaschen, eine Colaflasche und 3-4 nicht näher identifizierbare Gegenstände (im Bild zu sehen: Toilettenpapier, eine Wasserflasche, und ein nicht näher identifizierter Gegenstand, möglicherweise ein Plastiksäckchen oder ein Blatt Papier). Insgesamt deutet dies auf ein doch eher moderates Temperament der beherbergten Sportlerinnen hin. Möglicherwiese kann darin auch ein Zeugnis dafür gesehen werden, dass die Jugend auch schon ungestümer war.
Früher ging es hier möglicherweise auch schon wilder zu: Man beachte die, wie die Schmutzablagerungen erkennen lassen, schon etwas ältere Delle am Schutzgitter über dem rechten Oberlicht. Vielleicht hat tatsächlich einmal jemand ein Möbelstück o. dgl. aus dem Fenster geworfen (das sprichwörtliche Fernsehgerät wäre demgegenüber unwahrscheinlich; im betreffenden Hotel scheinen noch ganz überwiegend Röhrengeräte im Einsatz zu stehen, die aufgrund ihres Gewichts wohl eine deutlich markantere Delle hinterlassen hätten).
Die Welt ist voller Geschichten, wenn man sie denn zu deuten wüsste.
by Erg Onduidelijk | Sep 2, 2013
Viele grosse Unternehmungen pflegen die Tradition, ihre Fahrnissachen mit einer Nummernetikette kennzeichnen, ihnen eine sog. „Fixed Asset Number“ zu verpassen. Bei wartungsbedürftigen und zugleich verwechselbaren Gegenständen wie etwa Computern mag dies durchaus einleuchten. Es ist indes durchaus erstaunlich, mit welcher Genauigkeit diese Nummern bisweisen verteilt werden. In manchem Grossunternehmen wird jeder Bürostuhl markiert. Auch in Polen scheint das Markieren und Numerieren sehr beliebt zu sein (obwohl nicht immer ganz konsequent: In manchen Hotels werden zwar die Nachttischchen, nicht jedoch die Sessel etikettiert, obwohl der wirtschaftliche Wert der entsprechenden Gegenstände wohl durchaus vergleichbar ist). Hier ein Beispiel aus dem Warschauer Flughafen:

Kein Seifenspender und kein Klopapierhalter entgeht hier seinem unausweichlichen Schicksal der Katalogisierung. Wahrscheinlich ist der Flughafen Warszawa (Okecie, a.k.a. Chopin) umfassend katalogisiert. Geht alles mir rechten Dingen zu, korrespondiert mit all den katalogisierten Gegenständen auch ein Katalog. Ein Katalog dieser kleinen, durchorganisierten, vollklimatisierten Welt. Vielleicht in Form einer durchsuchbaren Datenbank, in der man mit einem Blick jeden Seifenspender aus Edelstahl, jede Steckdose und jede Sitzbank lokalisieren kann. Aus der man das genaue Inventar der Herrentoilette der Lounge „Ballada“ ersehen kann, bis hin zum Klopapierhalter.
Ob bisweilen Inventar gemacht wird? Wandert dann ein Mitarbeiter des Flughafens mit einem Barcodeleser durch das Gebäude und liest alle Nummern ein? Damit man auch sicher sein kann, dass nicht heimlich Mitarbeiter, die einen schwunghaften Handel mit Klopapierhaltern oder Seifenspendern aus Edelstahl betreiben, heimlich die Dinger in der Damentoilette abmontieren und sie in der Herrentoilette anschrauben und so den Eindruck eines vollständig ausgerüsteten Flughafens erwecken, während es im ganzen Flughafen nur einen einzigen Seifenspender und einen einzigen Klopapierhalter gibt, der jeweilen vor den Kontrolleuren hermontiert wird. So weit hergeholt ist das doch nicht, denn Hand aufs Herz: Kann man denn als nicht-Gott so sicher sein, dass es alle anderen Toiletten auf dem Flughafen auch gibt, während man sich auf einer befindet. Immerhin: Wer im Katalog blättert, findet eine vollständige Welt vor.
by Erg Onduidelijk | Aug 8, 2013
Ein Passagier eines Zugs, der frontal mit einem anderen Zug zusammengestossen ist, tut dem Blick seine Eindrücke kund.
Die Zeitung titelt:
Er sass im Unglückszug
“Ich steige nie mehr vorne ein!”
Doch zum Glück gibt es die Kommentarspalte, wo der fatale Irrtum des jungen Mannes aufgedeckt wird. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Salomon Rittergold aus Lausanne, der Herrn L. möglicherweise das Leben gerettet hat mit seinem wertvollen Hinweis auf das Zufallsgesetz in seinem Onlinekommentar!

by Erg Onduidelijk | Aug 7, 2013
Viele Blogs etc. werden neuerdings mit Wortwolken verziert (warum dieser hier eigentlich nicht …?), in denen nach geheimnisvollen Algorithmen ermittelte angeblich in engem Zusammenhang oder zumindest häufig in der Nähe stehende Termini häufig auch noch dekorativ in unterschiedlichen Farben und Schriftgrössen gruppiert werden. Falls man einmal nicht weiss, was man sagen, denken oder assoziieren soll, hier findet man die nötigen Anregungen. Kleine Landkarten des Geisteslebens sozusagen. Da auch mit Häufigkeiten operierend: Des Geisteslebens vieler. Ein Geisterschwarm!
Auch der altehrwürdige Duden verschliesst sich dem nicht und bietet passende Adjektive, Verben und Substantive zu den aufgeführten Termini an. Das versaute Ding.
Letzte Kommentare