by Erg Onduidelijk | Jul 28, 2013
Anlässlich des Freitodes eines Managers in einem Kästchen zu einem Artikel über den Fall wird Thomas Reisch, Psychologe und leitender Arzt an der Universitätsklinik in Bern im Blick zitiert:
In Studien zeige sich, dass über 90 Prozent der Menschen, die einen Suizid-Versuch überlebt haben, ihre Tat bereuen.
Für etwas, was der Psychologe nicht sagt, braucht es wahrscheinlich nicht einmal eine sehr vertiefte Studie:
0 Prozent der Menschen, die einen Suizid erfolgreich durchgeführt haben, bereuen ihre Tat.
Das wäre doch einmal eine Schlagzeile wert.
Ergreifend auch der Titel des Artikels:
Keiner kannte ihn wirklich
Wie ungewöhnlich. Sonst wird ja gemeinhin jeder wirklich gekannt von irgendwem.
Gemäss selbigem Artikel reagiert das Unternehmen des Toten (es handelt sich nota bene um ein Unternehmen der Telekommunikationsbranche) übrigens einigermassen branchenuntypisch: Mit einer Schweigeminute!
by Erg Onduidelijk | Jul 26, 2013
Reiseportale wie Tripadvisor sind ja nicht nur nützliche und bisweilen unterhaltsame Hilfsmittel um herauszufinden, welche Hotels einem in der Fremde behagen könnten oder wo blutbefleckte Betten und schwarzer Schimmel im Bad den Aufenthalt beeinträchtigen könnten, sondern sie eröffnen uns auch bisweilen einen ganz neuen Blick auf die Welt. Stichwort: Schwarmintelligenz!
Tripadvisor-Userin BoltonPrendi, eine offenbar ziemlich lokalpatriotische Dame, die gewöhnlich “for Fun” reist, zwischen 50 und 64 Jahren, aus Bolton – das liegt übrigens in der Gegend von Manchester – , teilt zum Anlass einer Besprechung des Hotels “Wyspianski” zu Kraków sehr freizügig nicht nur ihre Eindrücke, sondern auch ihre Bilder mit uns. Et voici le résultat :

Wer noch einen Beleg gebraucht hätte, dass Auschwitz aus der modernen Welt nicht herauszubekommen ist: Le voilà!
Hier übrigens auch noch BoltonPrendis Hotelkritik, ein weiterer Beleg dafür, dass zwischen Mamma Mias Pizza und Auschwitz möglicherweise nicht Welten liegen, sondern bei Lichte besehen nicht einmal ein Leerschlag:
we have just returned from a 4 day break in krakow,poland.we stayed at the wyspianskimand it was great,the room was great,the price was great,the food was good,but different.the breakfasts were cereals,not much choice,salad looking things,eggs with cucumber on top??hot onions ,hot dogs,bacon looking things,very strange.no fry ups but it was sufficient to keep you going.we didnt eat in the restaurant at night as it didnt look too busy.instead we ate at the virtuoso in the main square,it was lovely food and very reasonable,we had cocktails ther too.weate at the alter ego pub and mamma mias the pizza there was excellent.we visited the auchswitz and birkenau camps with a company called “discover krakow,they were great.we booked the day before and paid 130 zlotys each.we were picked up by Peter and taken to a larger mini bus.we watched a dvd on the bus,preparing us as to what to expect.we were then taken round the camps by a girl called Marina,she was very knowledgable and was very pleasant.we were then dropped off around 6 hours later,it was all very proffessional,as was the boy in the booking shop,Darek,he spoke very good english too.So if you are looking for a good hotel and a good company to visit the camps with look no further.by the way not many people in the shops can speak english so you have to do a bit of sign language!! also the reception staff at the hotel didnt seem to understand what we were talking about,all apart from 2 of the staff who were very nice.Enjoy your trip.
by Erg Onduidelijk | Jul 24, 2013
Jede Person gilt bis zu ihrer rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig – Art. 10 StPO
Das Schweizer Fernsehen pflegt seine Zuschauer zur Sommerzeit seit einigen Jahren mit Verbrechen zu unterhalten. Spannend erzählt, mit Soundbites aller möglichen Nachbarn und Arbeitskollegen von Tätern/Opfern und ermittelnder Polizisten und Strafverfolger, mit erstmals aus der Asservatenkammer gekramten Schwertern und Tatortphotos etc., und mit sachkundigen Erläuterungen eines renommierten Strafrechtsprofessors aus Zürich. Heuer: “Schweizer Verbrechen im Visier”.
Am 24.7.2013 im Programm: “Cronik eines Missbrauchs“, ein Film von Michèle Sauvain. Klingt spannend:
Vor kurzem wurde bekannt, dass ein fachlich hochgeschätzter Schulsozialarbeiter in den vergangenen 17 Jahren in verschiedenen Kantonen mehrere Knaben sexuell missbraucht haben soll. Warum konnte der Mann so lange unentdeckt sein Unwesen treiben, obwohl es immer wieder Gerüchte gab?
Sowohl etwas weiter unter im Werbetext zum Film als auch daselbst nach ca. 5 Minuten der Satz:
Mittlerweile ist der Beschuldigte B. geständig.Wie ist es möglich, dass ein Mensch über 16 Jahre lang Kinder sexuell missbraucht, ohne dass er gefasst wird? Der beschuldigte Schulsozialarbeiter T.B. sitzt seit eineinhalb Jahr in Untersuchungshaft. Vor einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Und doch besteht der Film vorwiegend in einer Darstellung dessen, was B. alles vorgeworfen wird. Natürlich mit detaillierter Darstellung von Details (Arbeitsorte, Tätigkeiten, Filmauftritte des Betroffenen, Hinweis auf die von ihm verfasste Kolumne, verfremdete Filmaufnahmen des Beschuldigten), die sicherlich all jenen, die B. kannten – jetzt kennt ihn ja niemand mehr, alle reden nur noch in der Vergangenheitsform über B., als ob er tot wäre – und auch sonst hinreichend Neugierigen eine Identifikation erlauben dürften. Alle möglichen Schulleiter und Nachbarn werden interviewt und sind natürlich erstaunt. Vertreterinnen von Opferberatungsstellen werden interviewt und sind natürlich schockiert.
Und die Polizei? Die sagt zwar nichts zum Fall, natürlich nicht, das darf sie nicht, das ist ein hängiges Verfahren, da sei die Unschuldsvermutung vor, aber Polizistinnen und Polizisten können immerhin durch Milchglastüren schreiten und sagen, wie das denn im Allgemeinen so sei mit Pädokriminellen. Auch ein Herr von der Kobik und eine Doktorandin haben viel zu erzählen über Pädokriminelle im Internet und darüber, wie schwierig die Ermittlungen gegen sie sind.
Es ist nun durchaus von Interesse und eine schwierige Frage, welche Massnahmen zur Vermeidung von Missbrauchsfällen an Kindern getroffen werden sollen und können. Die Bekämpfung der Kinderpornographie im Internet ist ein wichtiges, aber auch – man denke an die Frage der verdeckten Ermittlung – ein sehr heikles Thema.
Bloss: Ist all das jetzt nur ein Thema, weil man es am “Fall B.” aufhängen konnte? Musste sich Frau Sauvain in der Redaktionssitzung anhören, das sei jetzt “wie keine Geschichte”, wenn man keinen konkreten “Fall” habe, dann passe das nicht in die Sendereihe? Sah sie sich schon der Chance beraubt, sich als furchtlose investigative Journalistin zu zeigen, die B. bereits für einen Dokumentarfilm über Jugendliche interviewt hatte, bevor er als Kinderschänder berühmt war, quasi in der Höhle des Löwen? Hätte man mit diesem Film nicht warten können, bis der Fall tatsächlich zu einem “Kriminalfall” geworden wäre, also bis nach einer Verurteilung von B.?
Die Unschuldsvermutung wird jedenfalls zu einer Farce, wenn sie zur blossen Floskel verkommt und irgendwann in einem Halbsatz in einem Film erwähnt wird, der ansonsten der breitestmöglichen Darstellung der Tatvorwürfe gegen einen Beschuldigten gewidmet ist.
Doch in der Kriminalberichterstattung in den Medien steht der Film nicht als Lapsus dar, sondern er spiegelt die Norm wieder: Es gibt wohl kaum einen Nachrichtensprecher in diesem Lande, der nicht schon nach der detaillierten Darstellung eines Deliktsvorwurfs mit gönnerhaftem Lächeln den Satz eingestreut hätte: “Natürlich gilt in diesem Fall die Unschuldsvermutung”. Und gedacht hätte “…natürlich war er’s, das ist doch klar, und das wissen die Leute auch, jetzt. Aber diese Juristen …”
by Erg Onduidelijk | Jul 15, 2013
Gerade in heissen Sommertagen bedarf wohl keiner näheren Erklärung, wie wichtig Wasser für uns alle ist. Damit wir uns an diesem Quell allen Lebens auch unbeschwert und wohlinformiert laben können, werden uns auf im Handel feilgebotenen Wasserflaschen verschiedene nützliche Informationen gegeben.
Auf den Flaschen einer niederländischen Supermarktkette ist etwa folgendes zu lesen:

Dieses natürliche, leicht sprudelnde Mineralwasser von Albert Heijn ist für allerlei Allergiker geeignet, denn es ist sowohl milchfrei als auch glutenfrei! Na dann wohl bekomm’s! Am Ende wären die ja glatt alle vor Angst verdurstet, weil sie nicht herausbekommen hätten, dass dieses Wasser weder Milch noch Gluten enthält.
Etwas irreführend wie immer die Kalorienangaben: Da verkaufen die Flaschen zu 0,5 Liter, schreiben dann aber drauf, wieviele Kalorien ein Glas (200 ml) hat. Das ist doch völlig unrealistisch, denn wer kauft schon eine Flasche Wasser und trinkt dann nur ein Glas davon? Eben!
“Ein Glas Wasser (200 ml) enthält 0 Kcal”.
Doch auch beim Wassergenuss hüte man sich vor überhöhten Erwartungen. In Portugal wird hier wirkungsvoll vorgebeugt:

Hä? Also noch etwas grösser:

Nur falls jemand auf die Idee käme, hier eine Art Zimmerwasserfall zu erwerben oder auf der anderen Seite befürchtet, beim Öffnen der Flasche nasse Füsse zu bekommen: Der Wasserfall ist nur eine Art “Serviervorschlag” für das Quellwasser von “Pingo Doce”. Man nehme einen lauschig bemoosten Felsen und ca. 700 Flaschen Mineralwasser pro Minute. Wahrscheinlich möchte man uns damit auch signalisieren, dass das Wasser in der Flasche möglicherweise jetzt nicht genau das Wasser auf dem Bild ist.
Dafür fehlt allerdings der Allergikerhinweis. Müssen wir uns nun etwa Sorgen um den Flüssigkeitshaushalt all der laktose- und glutenintoleranten Portugiesen machen? Über die Kalorien lassen die Portugiesen die Konsumenten ebenfalls um Unklaren, und das, obwohl diese Flasche sogar 1,5 Liter Wasser fasst.
by Erg Onduidelijk | Jul 5, 2013
Das Reiseportal Tripadvisor eröffnet Interessierten nicht nur die Welt authentischer Hotelbewertungen und Photos, sondern lässt ihnen auch die Wahl: Wollen wir lieber alle Photos sehen oder nur das andere?
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