Tatsache ist jedenfalls, dass Wilhelm [von Humboldt (1767-1835)], wenn man seine Briefe genau liest, seltsam sadistische Züge offenbart. Ganz klar gesagt: Er liebte es, wenn Leute sich ihm unterwarfen, auch und besonders Frauen. Diesen Zug wohlanständiger Grausamkeit habe ich versucht, im Buch [Die Vermessung der Welt] unauffällig zu verewigen. Ich denke, eine sadistische Grundveranlagung ist in jedem ausser einem einzigen Fall Privatsache und nicht von grösserem Interesse.
Mmh.
Oder?
Was weiss denn ich.
Na, nun fragen Sie mich schon, welches der eine Fall ist!
Bitte sehr. Welches ist der eine Fall, in dem das keine Privatsache mehr ist?
Der Erfinder des deutschen Schulsystems.
Daniel Kehlmann: Diese sehr ernsten Scherze. Zwei Poetikvorlesungen, 2. Vorlesung, in: Lob. Über Literatur, Reinbeck b. Hamburg 2010, 167 f.
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