Damit ist freilich nicht richtig, dass der im Lebensvollzug verleugnete Tod geleugnet würde. Er ist vorhanden durch das Wissen, dass alle sterben müssen. Aber Wissen ist wenig, man muss es auch glauben können. Niemand kann glauben, dass es mit ihm einen Anfang genommen hat und ein Ende nehmen wird. Das liegt im Wortsinne ‘ausserhalb der Reichweite’ unseres Bewusstseins. Wir waren nicht dabei, als wir anfingen, und wir werden nicht dabei sein, wenn wir enden. Jeder erfährt es nur indirekt: Alle anderen haben einen haben Anfang und Ende, und man hat auch ihm bescheinigt und wird es ihm bescheinigen, dies sei bei ihm nicht anders.
Hans Blumenberg, Ein Instinkt der Uneigentlichkeit?, in: Die Verführbarkeit des Philosophen, Frankfurt 2000
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