by Filifjonka | Dec 23, 2014
Diejenigen, die uns lieben, ängstigen uns mit ihrer Liebe. Sie wollen wir nicht enttäuschen, ihr Urteil ist uns wichtig, vor ihnen schämen wir uns. Wie viel leichter fällt uns doch, einem völlig Fremden, einem, der uns ganz und gar egal ist, unsere dunklen Geheimnisse, unsre Lügen und Missetaten zu offenbaren. Unsere Liebe zu denjenigen, die uns lieben, unsere Achtung und unser Respekt für sie, zwingen uns in ein Theaterspiel, das uns schwer wird. Unsere Wut aber, unseren Schmerz und unsere Kränkungen zeigen wir nicht denjenigen, die uns egal sind, denn ihnen gegenüber spielen wir unsere Rolle so gut wir es vermögen, sondern denjenigen, die uns lieben. Nicht der kleinste Teil der Dunkelheit gründet wohl darin, dass wir diejenigen, die uns lieben, unvergleichlich stärker verletzen als alle anderen, dass wir töten, was wir lieben.
by Filifjonka | Dec 16, 2014
Normalerweise schreibe ich ja nicht über irgendwelche aktuellen Songs, aber dieses Mal muss ich es tun. Alecia Moore, besser bekannt als Pink hat mit Dallas Green ein Duo namens You+Me gebildet und eine CD aufgenommen, ein Folk-Album. Rose Ave. heisst es und es ist schlicht umwerfend. Schau Dir das Video des Titelsongs an. Auch der Rest des Albums ist ausgezeichnet. Über die Liebe wird gesungen, und wie!
by Filifjonka | Dec 14, 2014
Das eigentlich Teuflische nun äussert sich nicht etwa in der primitiven Vorstellung, dass für die Dauer seiner – gewiss vorübergehenden – Herrschaft die Bösen stärker sind als die Guten. Vielmehr wäre, wie Sie wissen, solch ein Zustand ein natürlicher, will sagen: ein gewöhnlicher. Auch das Böse ist nämlich ein Teil des Guten: “Nichts findet man in der Welt” – wie der heilige Thomas von Aquino sagt – “was vollständig übel ist.” Aber die Zeiten der Hölle erkennt man nicht an der Herrschaft des schlechtweg Bösen, sondern an unserer Ratlosigkeit, zu sehen, was eigentlich Gut und was eigentlich Böse ist. Es ist nicht Nacht, und es ist auch nicht Tag in der Welt. Es ist gleichsam Sonnenfinsternis. […] weder Licht noch Finsternis, sondern eher eine Art Unlicht […]
Joseph Roth: Glauben und Fortschritt, Vortrag aus dem Jahre 1936
So ist es, darkness visible (Milton). Nicht seine Herrschaft, der Verlust der Unterscheidungen ist der eigentliche Triumph des Bösen.
by Filifjonka | Dec 10, 2014
Der Vater und sein 14jähriger Sohn sind auf Ferienreise, im Auto unterwegs.
Sohn: Du bist ein Arschloch! Nie mehr komme ich mit Dir in die Ferien! Schlösser und Kathedralen, Kathedralen und Schlösser …
Vater: …
Es folgt eine Pause von etwa 15 Minuten, in der nicht gesprochen wird.
Vater: Ich bin gern mit Dir unterwegs, gern in Deiner Gesellschaft.
Sohn: Ich auch mit Dir.
by Filifjonka | Dec 9, 2014
Spricht der heilige Trinker Joseph Roth 1936 in seinem Vortrag “Glauben und Fortschritt”:
Stellen wir die Vernunft in den Dienst dessen, wozu sie uns gegeben ist, nämlich in den Dienst der Liebe.
Das klingt nach Glaube, aber es ist Verzweiflung, denn dazu wäre die Vernunft tatsächlich da, nicht wahr?
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