Spielgruppe
Zum Kaffee trifft sich immer unsere Sprachspielgruppe.
Da fällt mir auf: Gibt es auch Sprachspielpuppen?
Zum Kaffee trifft sich immer unsere Sprachspielgruppe.
Da fällt mir auf: Gibt es auch Sprachspielpuppen?
heute gehört:
Ich fuhr nach schwerem Tag
über Land durchs Paradies
mich auszuruh’n.
Der Mond stand tief,
die Engel schliefen,
die Erde aber roch nach Liebe und nach Ewigkeit
als der Himmel mir gefror.Wer wird mich halten, wenn ich falle,
in dieser milden Mainacht,
wer meine Augen schliessen, wenn das Licht versinkt
im Geruch von frisch geschnitt’nem Gras,
wenn sanft die Nacht sich auf mein Blut legt, es durchdringt,
das Blut, das ich verrate mannigfach,
das sich verbissen wehrt und doch ermüdet
nach und nach.…
Wer wird mich schützen jetzt,
vor Dir,
wer wird ihn schützen jetzt,
vor mir,
wer wird mich schützen
vor mir.Ein später Jogger rennt die Strasse lang.
Eine Katze auf Mäusejagd wartet vergeblich auf ihr Opfer.
Was tut einer, wenn er sich in der Welt verliert? Was tut er, wenn er sich im Leben verliert? Oder in sich selbst? Oder in der Liebe? Spricht er stumm den Hirtenpsalm (Psalm 23):
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
ER weidet mich auf grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
ER erquicket meine Seele.
ER führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück,
denn DU bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
DU bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
DU salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Natürlich tut er das. Doch hilft ihm das nicht wirklich. Zumindest nicht länger als das Aufsagen des Psalmes dauert. Und danach? Was tut er, wenn er in die Gaskammer eintritt? Er betet das Schma Jisrael. So wurde es jedenfalls berichtet. Doch scheint auch dies nichts anderes bewirkt zu haben als der Hirtenpsalm. Was tut einer, wenn er seinem Henker entgegentritt (das ist ja nicht selten er selbst)? Grüsst er ihn? Vielleicht. Freundlich? Möglicherweise. Immer aber stumm. Und er betet. Natürlich. Auch er. Sein hoffentlich eigenes Gebet:
gib herr
dass dieser böse traum
sein ende finden mag
bald lass die kühle nacht
auf meine lider sinken
der verbrannten stadt
gewähre das vergessen
nicht trost und keinen kuss
erlaube dieser stunde
nur einen dunklen fluss
in dem kein stern sich spiegelt und
ganz weit
den schrei der eule
die dem nahen licht zu weichen
sich erhebt zum flug
Bevor er verstummt. Endgültig:
I never suspected the way of truth
Was a way of silence where affectionate chat
Is but a robbers’ ambush and even good music
In shocking taste; and you, of course, never told me. (Auden)
Dann aber spannt die Seele weit ihre Flügel aus und fliegt durch stille Lande, als flöge sie nach Haus. (Eichendorff)
Der Schmerz fällt uns an, Menschen, Geschwister,
von hinten, von seitwärts,
und betäubt uns in den Kinos,
nagelt uns an die Grammophone,
lässt uns los in den Betten, fällt lotrecht
auf unsere Fahrscheine, auf unsre Briefe;
und es ist sehr folgenschwer, zu leiden, mag einer auch beten …
Ferner kommen infolge des Schmerzes
manche zur Welt, andre wachsen auf, andere sterben,
und andere kommen zur Welt und sterben nicht, andre
sterben, ohne zur Welt gekommen zu sein, und andre
kommen weder zur Welt noch sterben sie. (Das sind die meisten.)
aus: César Vallejo: Die neun Ungeheuer, in: Gedichte span./dt., BS 110, Suhrkamp: Frankfurt 1963
Ach, warum liest niemand mehr Gedichte, warum nur.
Letzte Kommentare