Das böse Alleinsein

Und das böse Alleinsein,
Das jeder, der liebt, in der eigenen Seele entdeckt,
Nun als unendliches Grab
Trennt es mich für immer von Dir,

Geliebte, in einem fernen Spiegel ertrunkne …

Giuseppe Ungaretti

Weisheit und Gesetz

Denis Diderot schliesst seine Erzählung “Entretien d’un père avec ses enfants ou Du danger de se mettre au-dessus des lois“, erstmals 1773 erschienen, wie folgt:

Lorsque ce fut à mon tour de lui souhaiter la bonne nuit, en l’embrassant, je lui dis à l’oreille: «Mon père, c’est qu’à la rigueur il n’y a point de lois pour le sage…

—Parlez plus bas…

—Toutes étant sujettes à des exceptions, c’est à lui qu’il appartient de juger des cas où il faut s’y soumettre ou s’en affranchir.

—Je ne serais pas trop fâché, me répondit-il, qu’il y eût dans la ville un ou deux citoyens comme toi; mais je n’y habiterais pas, s’ils pensaient tous de même.»

Interessant, nicht? Überhaupt eine interessante Erzählung für Juristen und alle anderen, die sich über die Frage des Stellenwertes von Regeln oder Gesetzen Gedanken machen. Der obige Link führt zum Volltext des kurzen Textes.

Immer dieselbe Klage

Giovanni Boccaccio, Decamerone, 1. Tag, 10. Geschichte (dt. Übersetzung von Heinrich Conrad, Berlin ca. 1925):

Heutzutage freilich ist zu unserer und aller jetzt Lebender allgemeiner Schande kaum ein einziges Frauenzimmer zu finden, das feinen Witz verstünde oder, wenn es ihn doch versteht, darauf zu antworten wüsste. Denn den Scharfsinn, den in der Vorzeit der Frauen Geist offenbarte, haben die neueren auf den Putz ihres Körpers verwandt, und diejenige, welche sich mit den buntesten, mit Streifen und Zierraten am meisten überladenen Kleidern behängt sieht, meint, sie müsse den übrigen um vieles vorgezogen werden und sei höherer Ehren wert. Doch sie bedenkt nicht, dass, wenn jemand die Mühen des Aufladend übernehmen wollte, ein Esel hundertmal mehr solchen Putz tragen könnte als sie und dennoch nicht mehr Ehre verdienen würde, als einem Esel gebührt.

Oder im Original:

come che oggi poche o niuna donna rimasa ci sia, la quale o ne ‘ntenda alcuno leggiadro o a quello, se pur lo ‘ntendesse, sappia rispondere: general vergogna e di noi e di tutte quelle che vivono. Per ciò che quella virtù che già fu nell’anime delle passate hanno le moderne rivolta in ornamenti del corpo; e colei la quale si vede indosso li panni più screziati e più vergati e con più fregi, si crede dovere essere da molto più tenuta e più che l’altre onorata, non pensando che, se fosse chi addosso o in dosso gliele ponesse, uno asino ne porterebbe troppo più che alcuna di loro; né per ciò più da onorar sarebbe che uno asino.

Die Klage ist nicht nur immer dieselbe, sie ist (wenn auch vielfach gut begründet) dennoch immer ganz sinnlos: Schliesslich gefallen sie uns ja, (wenn nicht weil, so doch sicherlich auch), wenn sie sich herausputzen.

Weltliche Dinge und die Notwendigkeit von Gnade

Es liegt klar zutage, dass die weltlichen Dinge, sowie sie insgesamt vergänglich und sterblich, auch nach innen und aussen reich an Leiden, Qual und Mühe sind und unzähligen Gefahren unterliegen, denen wir, die wir mitten unter ihnen leben und selber ein Teil von ihnen sind, weder widerstehen noch wehren könnten, wenn Gott uns nicht durch seine besondere Gnade die nötige Kraft und Fürsorge liehe.

Boccaccio: Decamerone, 1. Tag 1. Geschichte, übersetzt von Heinrich Conrad, Berlin o.J. [1923]

Geld und Vorstellungskraft als Verführer

Ausgeschlossen wurden Kaufleute, Bankiers und Künstler (Geld und Vorstellungskraft wurden mit Recht als häufige Ursache menschlichen Unglücks angesehen), ebenfalls Minister, Beamte und Hofschranzen. KönigWei glaubte, nun würde er endlich seine Lieblingsidee von der direkten Machtausübung verwirklichen können. Zu seiner Begleitung wählte er lediglich seine Gemahlin, eine einzige Konkubine und natürlich den Astrologen.

Über den Verlauf der Fahrt ist nichts Sicheres bekannt. Die verstrichene Zeit und das Fehlen jeglicher archäologischer Spuren lassen das Schlimmste vermuten. Angesichts einer Katastrophe sollte man nicht nach mutmaßlichen Urhebern suchen. Denn es ist schließlich völlig gleichgültig, ob hier eine kleine Fehlleistung des Sterndeuters schuld war, oder der Ozean.

Zbigniew Herbert: Der Spiegel, in: Der gordische Knoten, Berlin 2001, 31

Weisheit und Schönheit

Echte Weisheit begnügt sich mit sich selbst, Schönheit dagegen verlangt nach Bestätigung, nach Applaus …

Zbigniew Herbert: Der Spiegel, in: Der gordische Knoten, Berlin 2001, 21