Einigkeit als Voraussetzung des Streites

Uebrigens muss man, bei jeder Disputation oder Argumentation überhaupt, über irgend etwas einverstanden sein, daraus man als einem Prinzip die vorliegende Frage beurteilen will: Contra negantem principia non est disputendum [Mit einem, der die Anfangssätze bestreitet, ist nicht zu streiten].

Arthur Schopenhauer, Eristische Dialektik. Die Kunst, Recht zu behalten, Frankfurt 2005, 23 f.

Frettchen und Saki

Manolo Blabla hatte auf die Frettchen hingewiesen. Das scheint eine gute Gelegenheit auf die beste Frettchen-Story überhaupt hinzuweisen. Sie stammt von Hector Hugh Munro, (*1870 in Birma – † 1916 Beaumont-Hamel in Frankreich), allgemein besser bekannt unter seinem Pseudonym Saki, und heisst: “Sredni Vashtar”. Sie ist sehr kurz, sehr böse und online hier zu lesen. Die Sammlung von Erzählungen, zu der sie gehört, findet sich hier als eBook.

Sehr hübsch die Passage auf Wikipedia über Sakis Tod:

Als der Erste Weltkrieg begann, meldete er sich freiwillig zur Armee, obwohl er gemäß den Vorschriften eigentlich zu alt war. Er schlug das Offizierspatent aus und kämpfte als einfacher Soldat. Bei Beaumont-Hamel in Frankreich wurde er von einem deutschen Scharfschützen erschossen. Es wird berichtet, seine letzten Worte seien „Mach deine verdammte Zigarette aus!“ gewesen. Nach seinem Tode wurde ein Großteil seiner hinterlassenen Dokumente von seiner Schwester Ethel vernichtet; sie schrieb einen eigenen Bericht über ihre gemeinsame Kindheit.

Sehnsucht

Ja, richtig, Sehnsucht. Aber Sehnsucht, nicht wahr, scheint auch so eine Eigenschaft zu sein, die der Schweiz gänzlich abgeht. Und wenn Dürrenmatt Recht hatte und die Welt verschweizern muss oder untergehen (er schreibt das in “Justiz“), dann verschwindet die Sehnsucht (und damit auch  die Poesie)  langsam aus der Welt, wenn auch nicht aus unseren wunden Herzen.

Man kann nur hoffen, dass es einen Gott gibt und er gnädig sei.

Brief an meinen Richter

“Ich will nicht behaupten, dass nur die Besten trinken, aber diese haben zumindest eine Ahnung von etwas, was sie nicht erreichen konnten, wonach sie sich schmerzlich verzehrten, etwas vielleicht, auf das mein Vater und ich an jenem Abend starrten, als wir beide vor dem Schober sassen und der farblose Himmel sich in unseren Augen spiegelte.”

Georges Simenon, Brief an meinen Richter, Ausgewählte Romane Band 26, Diogenes 2012, 43.

Dieselbe schlechte Schenke

Am Ende kommt es auf eins heraus, wie wir die grosse Reise gemacht haben, ob zu Fuss, oder zu Pferd, oder zu Schiff… Wir gelangen am Ende alle in dieselbe Herberge, in dieselbe schlechte Schenke, wo man die Thüre mit einer Schaufel aufmacht, wo die Stube so eng, so kalt, so dunkel, wo man aber gut schläft, fast gar zu gut…

Heinrich Heine: Ludwig Börne, Eine Denkschrift (orig. 1837-1839), zit. nach: H. M. Enzensberger: Ludwig Börne und Heinrich Heine. Ein deutsches Zerwürfnis. Nördlingen 1986: 239

Reine Herzen, Schuld und Sühne

Spricht Anatole France, der Weise:

la vertu n’est pas récompensée parce qu’elle est la vertu, ni le vice puni parce qu’il est le vice. Récompenses et châtiments giboulent sur nous, au collège, et dans le monde, comme la grêle en mars. Ce ne sont point les coeurs purs qui évitent l’averse, mais les gens munis de parapluies.

Jean-Jacques Brousson: Anatole France en pantoufles, Paris 1924, 184.