Heilige Nacht

In der Ballad of Reading Goal, der Ballade vom Zuchthaus zu Reading, die Oscar Wilde 1897 schreibt, ein halbes Jahr nachdem er aus diesem Gefängnis entlassen wurde, wo er wegen Homosexualität zwei Jahre verbracht hat, heisst es an einer Stelle:

Like two doomed ships that pass in storm
We had crossed each other’s way:
But we made no sign, we said no word,
We had no word to say;
For we did not meet in the holy night,
But in the shameful day.

Das beschreibt wohl die meisten unserer Begegnungen. Vielleicht besteht darin gar das Malaise unserer Zeit: zuviel Tag, zuwenig Nacht.

Die Ballade ist ein Juwel. (Merkwürdig erscheint mir heute angesichts ihrer Länge allerdings, dass ich sie einst ohne Mühe vollständig auswendig hersagen konnte). Wilde ist immer gut, aber Gefängnis und Zwangsarbeit haben kalte Glut entstehen lassen, die ihresgleichen sucht und an der er dann innert zweier Jahre zugrunde gehen wird. Nicht aber, ohne etwas zu notieren – und das ist das eigentliche Thema der Ballade –, das klarsichtiger und zutreffender ist als das meiste, was je über die Liebe gesagt wurde (und deshalb wohl auch so verwirrend und bedrückend):

Yet each man kills the thing he loves
By each let this be heard,
Some do it with a bitter look,
Some with a flattering word,
The coward does it with a kiss,
The brave man with a sword!

Some kill their love when they are young,
And some when they are old;
Some strangle with the hands of Lust,
Some with the hands of Gold:
The kindest use a knife, because
The dead so soon grow cold.

Some love too little, some too long,
Some sell, and others buy;
Some do the deed with many tears,
And some without a sigh:
For each man kills the thing he loves,
Yet each man does not die.

Fürchterlich. Das Einzige, was dem Tod zu widerstehen, ihn zu besiegen vermag, ist selbst mörderischen Charakters. Tatsächlich. So verstörend dies sein mag, so zutreffend ist es doch.

Jeder in seiner eigenen Nacht. Besonders tagsüber.

Kleine Träume und grosse Pläne

Stimmt eben leider sehr genau. Was für ein Elend:

Alle spielen jetzt Golf, jeder fährt Passat
Keiner tätowiert sich Wu-Tang auf’n Arsch
Keiner tanzt mehr Moonwalk seit Michael Jackson starb
Alle auf Salat – keiner mehr verstrahlt
Jeder macht Diät – niemand isst mehr Fleisch
Niemand hat ‘nen Trichter – alle saufen Wein
In der guten alten Zeit war’n alle Donnerstags schon breit
Ich sitz’ auf’m Sofa, rauch das ganze Zeug allein
Alle sind jetzt “Troy” niemand geht mehr raus
Keiner kämpft mehr bis zum “Endboss” – alle geben auf
Jeder geht jetzt joggen, redet über seinen Bauch
Bevor die “Lila Wolken” kommen sind alle längst zuhaus’

Jeder glücklich Zweiter, keiner mehr Verlierer
Keiner geht mehr klauen, freundlich zum Kassierer
Alle ziehen aufs Land in die große Stadt nie wieder
Silbernes Besteck – Goldener Retriever
Alle mähen Rasen, putzen ihre Fenster
Jeder ist jetzt Zahnarzt – keiner ist mehr Gangster
Keiner fälscht mehr Stempel – alle gehen schwimmen
Jeder steht jetzt auf der Liste – niemand geht mehr hin
Keiner will mehr ballern, treffen um zu reden
Keiner macht mehr Malle, alle fahren nach Schweden
Jeder liebt die Bayern, vor’m Essen beten
Leben die kleinen Träume, verbrennen die großen Pläne

Marteria: Kids (2 Finger an den Kopf) Vollständiger Text mit Erklärungen.

Und hier das Video

The Hidden Law

The Hidden Law does not deny
Our laws of probability,
But takes the atom and the star
And human beings as they are,
And answers nothing when we lie.

It is the only reason why
No government can codify,
And legal definitions mar
The Hidden Law.

Its utter patience will not try
To stop us if we want to die:
When we escape It in a car,
When we forget It in a bar,
These are the ways we’re punished by
The Hidden Law.

Wystan Hugh Auden

Will you mix their martinis

Roger Waters, Home

When they overrun the defences
A minor invasion put down to expenses
Will you go down to the airport lounge
Will you accept your second class status
A nation of waitresses and waiters
Will you mix their martinis
Will you stand still for it
Or will you take to the hills