Die wahre Quelle des Rechts bzw. dessen Findung

Neulich wurde der neue Sitz des Bundesstrafgerichts zu Bellinzona eröffnet. Ein wirklich sehr eindrückliches und gelungenes Gebäude mit Verhandlungssälen, wo das Licht der Wahrheit Zeugen durch ein Oberlicht erhellen und gleichsam im Innern einer symbolischen Gerichtslinde getagt werden kann – so zumindest die offizielle Erklärung der Ornamente in der Kuppel des Gerichtssaals, die man ansonsten mit ihrer orientalisch anmutenden Formensprache auch als Hammam auf Speed deuten könnte.

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Einige Stockwerke höher findet man dann aber das, was den eigentlichen Treibstoff für die Rechtsfindung liefern dürfte: In der Cafeteria mit hinreissend verrücktem historischem Wandgemälde steht …. eine beeindruckende Kaffeemaschine in rot (der Farbe des Bundesstrafgerichts also) mit BStGer-Logo. Ob in Lausanne bald eine goldene Kaffeemaschine steht?

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Geld und Vorstellungskraft als Verführer

Ausgeschlossen wurden Kaufleute, Bankiers und Künstler (Geld und Vorstellungskraft wurden mit Recht als häufige Ursache menschlichen Unglücks angesehen), ebenfalls Minister, Beamte und Hofschranzen. KönigWei glaubte, nun würde er endlich seine Lieblingsidee von der direkten Machtausübung verwirklichen können. Zu seiner Begleitung wählte er lediglich seine Gemahlin, eine einzige Konkubine und natürlich den Astrologen.

Über den Verlauf der Fahrt ist nichts Sicheres bekannt. Die verstrichene Zeit und das Fehlen jeglicher archäologischer Spuren lassen das Schlimmste vermuten. Angesichts einer Katastrophe sollte man nicht nach mutmaßlichen Urhebern suchen. Denn es ist schließlich völlig gleichgültig, ob hier eine kleine Fehlleistung des Sterndeuters schuld war, oder der Ozean.

Zbigniew Herbert: Der Spiegel, in: Der gordische Knoten, Berlin 2001, 31

Weisheit und Schönheit

Echte Weisheit begnügt sich mit sich selbst, Schönheit dagegen verlangt nach Bestätigung, nach Applaus …

Zbigniew Herbert: Der Spiegel, in: Der gordische Knoten, Berlin 2001, 21

Spiegel der Wirklichkeit

Der Spiegel, von dem Naive meinen, er spiegele die Wahrheit wieder, als gäbe es nicht verschiedene Spiegel für Verliebte und für Selbstmörder, dieser unberechenbare, dem Spiel wechselnder Launen ausgelieferte Gegenstand …

Zbigniew Herbert: Der Spiegel, in: Der gordische Knoten, Berlin 2001, 21

Gewalt gegen Sachen und Menschen

Es ist wahr, Gewalt gegen Menschen und Gewalt gegen Sachen sind zweierlei, aber letztendlich gehören auch die Gegenstände zu uns, sind unsere Nächsten, die der Obhut bedürfen, denn sie haben keine Sprache und können sich nicht zur Wehr setzen. Im übrigen weiss man nicht genau, wo die Eskalation des Verbrechens beginnt. Inschriften an unschuldigen Mauern, eingeschlagene schwache Fenster, geschändete Friedhöfe, in Brand gesetzte Kirchen… Der Moment des Umschlags, der die unheilvollen Elemente der Gewalt freisetzt, ist meist nicht genau zu fassen.

Daher besteht durchaus eine Analogie zwischen dem unverantwortlichen Streich Alexanders [der den gordischen Knoten zerschlug, statt ihn zu entwirren, Anm. d. Hrsg.] und dem, was später am sonnigen Strand Siziliens geschah, als ein bewaffneter römischer Söldner den Körper des Archimedes zerhieb, der im Sand seine geometrischen Muster und Figuren zeichnete, die dem Einfaltspinsel unverständlich waren.

Und auch später, über Jahrhunderte bis in unsere Zeit, lodernde Feuerstösse – Fackeln der Finsternis –, Stösse von Papyrusrollen und auf Kalbshaut verewigten Manuskripten, lodernde Bücherstösse, zu denen man – wie nebenhin, quasi als Zutat – die allzu widerspenstigen Autoren hinzuwarf.

Zbigniew Herbert: Der gordische Knoten, Berlin 2001, 11 f.

Enjoy the ride

They shut the gates at sunset
After that you can’t get out

In a garden full of angels
You will never be alone

The day that you stop running
Is the day that you arrive

Morcheeba