by Filifjonka | Sep 27, 2020
Er hatte niemand auf der Welt, und sein Leben nur um seiner selbst Willen zu leben – dazu war es ihm nicht wertvoll genug. Auch sein Geld war zu Ende.
Es langte, da er keinerlei Schulden hinterliess, gerade noch zu einem anständigen Begräbnis.
Das erhielt er, nachdem man ihn, einige Tage später, an einer einsamen Stelle im Walde, mit dem Schuss in der Schläfe und der Waffe in der Hand, gefunden hatte.
John Henry Mackay: Staatsanwalt Sierlin, Die Geschichte einer Rache, Berlin 1928, 183
by Filifjonka | Sep 27, 2020
Das hat er von seiner verfluchten Streberei. «Jeder Angeklagte ist schuldig, auch wenn er es nicht ist.» Eine schöne Maxime!
John Henry Mackay, Staatsanwalt Sierlin. Die Geschichte einer Rache, Berlin 1928, 115
by Filifjonka | Sep 27, 2020
Dieser Mensch konnte sich doch nicht etwa in Wirklichkeit einbilden, dass er schuld an seiner Verurteilung gewesen war? – Die Richter hatten ihn auf den Spruch der Geschworenen hin verurteilt – er doch nicht.
[…]
Ja, warum verfolgte er gerade ihn? – Was hatte er ihm getan? – Er hatte doch nur seine Pflicht erfüllt und sogar, bei der Ungeklärtheit des Falles, eine besonders niedrige Strafe beantragt. Dass er einfach das Opfer eines Justizirrtums (wie so manche andere) geworden war, das sah so ein Mensch, dem das erlittene Unrecht die Sinne verwirrt hatte, natürlich nicht ein.
[…]
Hatte er, dieser Mensch, wirklich annehmen könne, er solle seinen Freispruch beantragen? – Das tat er nur, wenn es absolut nicht anders ging, wenn felsenfeste und unumstössliche Beweise für die Unschuld eines Angeklagten vorlagen, und wenn er selbst an diese Unschuld glaubte.
John Henry Mackay, Staatsanwalt Sierlin. Die Geschichte einer Rache, Berlin 1928, 95 f.
by Filifjonka | Sep 27, 2020
Er war der Staatsanwalt Sierlin, der nichts auf der Welt fürchtet als Gott allein; der nicht zu fürchten hatte, weil sein Leben tadellos vor aller Augen offen dalag; und der sein Auge vor keinem anderen Menschen niederschlug.
John Henry Mackay, Staatsanwalt Sierlin. Die Geschichte einer Rache, Berlin 1928, 52
by Filifjonka | Sep 27, 2020
Er war während des Aufenthalts bei seinen Verwandten kein angenehmer Gast. Liebenswürdig war er ja nie gewesen, aber diese schlechte Laune, diese Unruhe und Kurzangebundenheit überstiegen denn doch jedes Mass, und man war froh, ihn schon nach sechs Tagen loszuwerden, da er selbst äusserte, seinen Besuch abkürzen zu müssen.
John Henry Mackay, Staatsanwalt Sierlin. Die Geschichte einer Rache, Berlin 1928, 41
by Filifjonka | Sep 27, 2020
In seinen Kreisen war er wenig beliebt. Andere betrat er nicht. In seinem Beruf gefürchtet, hatte er eigentlich keine Freunde. Man nannte ihn, nicht ohne Unrecht, einen blutigen Streber, und er wusste, dass man ihn so nannte. Aber die hatten gut reden –sie waren in der Wahl ihrer Eltern vorsichtiger gewesen.
John Henry Mackay, Staatsanwalt Sierlin. Die Geschichte einer Rache, Berlin 1928, 23
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