Denkfabrik

Und wenn wir schon dabei sind, gleich noch so ein Kulminationspunkt der Bedeutungsleere: Immer wieder mal hört man von einer “Denkfabrik”. Damit wird nicht selten das amerikanische “Think tank” zu übersetzen versucht. Avenir Suisse etwa so eine solche Fabrik.

Fabrik bezeichnet eine industrielle Produktionsstätte, wo nicht Einzelstücke sondern grössere Quantitäten in Massenproduktion hergestellt werden. Beim Denken geht das nicht. Was immer “Denken” heissen soll beim Begriff der “Denk”-fabrik, kann mit Denken überhaupt nichts zu tun haben, muss vielmehr dessen reines Gegenteil sein. Wenn die “Denk”-fabrik wirklich eine Fabrik ist, kann sie gar nichts Neues produzieren, weil dann nicht gedacht werden kann. Im Akkord, als Massenproduktion kann Denken nicht bestehen, kann es nur ein Reproduzieren sein, ein Malen nach Zahlen. Dann aber müsste es “Nachschwatz-Fabrik” heissen, oder “Wir-tun-so-als-ob-wir-nachdächten-wiederholen-aber-nur-was wir-bereits-kennen-Fabrik”.

Zivilgesellschaft

Die “Zivilgesellschaft” habe gewonnen bei der Abstimmung über die Durchsetzungsinitiative, konnte man allenthalben lesen. Ich frage mich, ob die solches schreiben, überhaupt wissen, was sie sagen. Worte können nur dann überhaupt eine Bedeutung haben, wenn diese Bedeutung sich von anderen unterscheidet. Was aber wäre nicht “Zivilgesellschaft”? Die Adelsgesellschaft? Die Militärgesellschaft? Die Kapitalgesellschaft? Sind denn Verbände oder politische Parteien nicht Teil der Zivilgesellschaft? Ist die SVP nicht Teil der Zivilgesellschaft?

Ein Begriff aber, der schlicht alles umfasst, ist bedeutungsleer, bleibt Geschwätz und Geschwurbel.

Deutscher Urlaub und Schweizer Ferien

Kaum etwas illustriert den tiefen Graben zwischen Schweizern und Deutschen deutlicher als ihre Sprache. Die Mehrzahl der Schweizer spricht zwar Deutsch, aber es ist eben eine andere Variante dieser Sprache. Und ich meine hier nicht den Dialekt oder die Grammatik, sondern die Begrifflichkeiten selbst.

Kaum etwas ist für Schweizer verwirrlicher als der deutsche Begriff des “Urlaubs”. Wenn Schweizer nicht arbeiten, sondern frei nehmen, wegfahren oder Ähnliches, “nehmen sie Ferien”, “gehen in die Ferien”, “haben sie Ferien”. Nicht so unsere deutschen Nachbarn. Die fahren in den Urlaub, denn nur Kinder haben Ferien, Erwachsene haben Urlaub, etwas offenbar ganz anderes.

Dank Wikipedia erklärt sich der Unterschied darin, dass Urlaub nur Personen betrifft, die eigentlich arbeiten müssten, und die deshalb eine Genehmigung ihres Vorgesetzten (Arbeitgebers oder eben Dienstherrn, wie das so schön heisst) benötigen.

Ist es Zufall, dass der Begriff des  “Urlaub” bzw. der Unterschied zu “Ferien” in der Schweiz schlicht nicht verständlich ist. Warum sollte man jemanden um Erlaubnis fragen, nicht zu arbeiten? Warum sollte man überhaupt jemanden um Erlaubnis fragen, mit seinem eigenen Leben verfahren zu dürfen wie einem gut scheint?

Manchmal bin ich richtig froh (und vielleicht sogar ein wenig stolz), Schweizer zu sein.

Movie that Matters

Einmal mehr ein Musikvideo, das mit Dramatik, Vielschichtigkeit, Vielsprachigkeit und subtiler Zeichnung der Charaktere begeistert. Und natürlich mit Musik. Originales Rumänien! Rumänische und schwedische Dialoge! Starke Frauenfiguren! Ein  meisterlich getunter Volvo 480! Und natürlich Faustkämpfe! Arthouse 2.0.

Bedeutsame und weniger bedeutsame Filme

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Angesichts des sehr mässigen Publikumserfolges des letztjährigen Festivals (Movies That Do Not Matter) entschloss man sich für das diesjährige zu einer radikalen Kurskorrektur.