So einfach ist die Welt …

jeder Schlüssel passt irgendwo in ein Schloss
und das Tor geht auf oder eben nicht.

So einfach ist die Welt, so einfach ist die Welt

Patent Ochsner. Happy. Auf: Rimini Flashdown (natürlich auf Bärndüütsch)

Auszug eines Interviews der ZEIT mit Umberto Eco, 8. Oktober 2015

ZEIT: Viele haben die Skandale schon gar nicht mehr ernst genommen, nicht einmal mehr geglaubt, dass sie stimmen.

Eco: Ja, die Zeitungen schrieben, Berlusconi treibt es mit Nutten. Pfff, na und? Das tun doch alle!

ZEIT: In einem katholischen Land wie Italien?

Eco: In einem katholischen Land treiben es alle mit Nutten. Er hat die Sache salonfähig gemacht, und trotzdem oder gerade deshalb war er so beliebt.

Erziehung

Kinder und Jugendliche sind Genies auf dem Weg, Idioten zu werden.

Zitat Innenminister Deutschlands, Oktober 2015, re Flüchtlinge.

“Aber da müssen wir klar sagen, wer hier nach Deutschland kommt (…) der muss sich dahin verteilen lassen, wohin wir ihn bringen, sich einem fairen Verfahren unterstellen und unsere Rechtsordnung anerkennen.”

In Deutschland kann man also Menschen (immer noch) verteilen. Das weiss der Hugenotte de Maizière am besten.

Der Tod

Ach, es ist so dunkel in des Todes Kammer,
Tönt so traurig, wenn er sich bewegt
Und nun aufhebt seinen schweren Hammer
Und die Stunde schlägt.

Matthias Claudius, 1740-1815

Lied von den Gerichten

Im Tross der Räuberhorden
Ziehen die Gerichte
wenn der Unschuldige erschlagen ist
Sammeln sich die Richter über ihm und verdammen ihn.
Am Grab des Erschlagenen
Wird sein Recht erschlagen.

Die Sprüche des Gerichts
Fallen wie die Schatten der Schlagmesser
Ach, das Schlagmesser ist doch stark genug. Was braucht es
Als Begleitbrief das Urteil?

Sieh den Flug! Wohin fliegen die Aasgeier?
Die nahrungslose Wüste vertrieb sie:
Die Gerichtshöfe werden ihnen Nahrung geben.
Dorthin fliehen die Mörder. Die Verfolger
Sind dort in Sicherheit. Und dort
Verstecken die Diebe ihr Diebesgut, eingewickelt
In ein Papier, auf dem ein Gesetz steht.

Bertold Brecht

Endlich wird auch gehandelt

Endlich!, ist man geneigt zu rufen. Endlich wird nicht nur geschwatzt, sondern auch wirklich etwas gegen Pädophilie getan! Dass ein Vater mit seiner Tochter einfach so spazieren gehen sollte, ist ja wirklich so abwegig, dass es offensichtlich gelogen sein muss! Wann hätten das Väter je getan? Der Typ hätte noch viel mehr als nur eine Ohrfeige verdient.

Angriff auf PädophilenPädophilieAngriff

Wärme und Temperatur

waermeundtemperaturGerade gefunden bei der ungekrönten Königin des Clickbaitings, der Website www.focus.de. Das Qualitätsportal verweist nicht nur auf die eigenen Artikel, sondern auch auf andere Qualitätsmedien (wie etwa die deutsche Huffingtonpost). Doch auch auf Technologisches wird verwiesen, hier darauf, wie sehr «Wärme und Temperatur» Geräten schaden können. Wer Hinweise auf eingefrorene Geräte sucht, wird im verlinkten Artikel übrigens nicht fündig.

Dickens und das Recht

Eine hübsche Stelle aus Charles Dickens‘ (1812-1870) Roman Oliver Twist (1838; im Volltext hier) zum Recht.

“It was all Mrs. Bumble. She would do it,” urged Mr. Bumble; first looking round, to ascertain that his partner had left the room.

That is no excuse,” returned Mr. Brownlow. “You were present on the occasion of the destruction of these trinkets, and, indeed, are the more guilty of the two, in the eye of the law; for the law supposes that your wife acts under your direction.”

If the law supposes that,” said Mr. Bumble, squeezing his hat emphatically in both hands, “the law is a ass — a idiot. If that’s the eye of the law, the law is a bachelor; and the worst I wish the law is, that his eye may be opened by experience — by experience.”

Tja, tja, das für die Wirklichkeit blinde Recht. Vieles hat sich da nicht verändert, ausser die Paarbeziehungen selbst natürlich.

Gemeinschaft und der Tod

Es gab also Menschen ausser ihm, die daran laborierten zu sterben und es wussten. Natürlich hatte er das schon vorher geahnt, aber es war ihm nicht bewusst geworden, er sah solche einfach nicht. Das ist ja der Kernpunkt der sozialen Frage. Es existierten diese Elenden, diese hungrigen Massen, diese leiblich oder geistig Unterernährten, Arbeiter, heimatlose Bauern, Verbrecher oder sonstige wahrscheinlich minderwertige Existenzen, und warum sollten sie nicht minderwertig sein, sie krepierten ohnedies vielleicht noch schneller; sie existierten, diese Elenden, in ihrem schamlosen, breiten Elend, gewiss, man wusste das, sie existierten, aber man sah sie nicht, wollte sie nicht sehen, man sah weg, kurz, man sass ihnen nicht gegenüber in der gleichen Lage wie sie.
Er sass ihr gegenüber, ganz nah. Er musste sterben. Sie musste sterben. Er wusste es. Sie wusste es. Aber hatter er nicht einen Trost mehr, da er jetzt, eben in ihr, den Kameraden seines Elends sah? Freilich hätte er bedenken sollen, dass letzten Endes alle Menschen seine Kameraden seien. Alle lebten. Alle mussten sterben. Alle wussten es.

H. Kesten, Vergebliche Flucht, 1926

Huren und Literatur

Es gibt in der modernen Literatur kaum einen Fall, in dem ein verzweifelter, ein unglücklicher Mensch, ein Mörder, Liebhaber, Bankdefraudant oder sonst einer, der kurzweg entschlossen ist, das Leben zu geniessen, nicht zu einer Dirne gegangen wäre. In Dramen, wo der Schaulust des Theaterpublikums Rechnung getragen werden muss, ist es gewöhnlich ein ganzes Bordell, das vor die Rampe tritt, in Romanen genügt schon eine einzeln auftretende Dirne. Es ist einem belesenen Menschen heutzutage so selbstverständlich, auf dem dramatischen Leidensweg eines jungen Menschen das Freudenhaus zu finden, dass Garrett sich wunderte, warum er so lange gebraucht hatte, um dieses Allheilmittel derjenigen Menschen zu finden, denen die Wonnen des Bauches noch nicht das letzte Erinnern geraubt haben an ihre niedergetretene Seele.

H. Kesten, Vergebliche Flucht,  1926

Deutscher Urlaub und Schweizer Ferien

Kaum etwas illustriert den tiefen Graben zwischen Schweizern und Deutschen deutlicher als ihre Sprache. Die Mehrzahl der Schweizer spricht zwar Deutsch, aber es ist eben eine andere Variante dieser Sprache. Und ich meine hier nicht den Dialekt oder die Grammatik, sondern die Begrifflichkeiten selbst.

Kaum etwas ist für Schweizer verwirrlicher als der deutsche Begriff des “Urlaubs”. Wenn Schweizer nicht arbeiten, sondern frei nehmen, wegfahren oder Ähnliches, “nehmen sie Ferien”, “gehen in die Ferien”, “haben sie Ferien”. Nicht so unsere deutschen Nachbarn. Die fahren in den Urlaub, denn nur Kinder haben Ferien, Erwachsene haben Urlaub, etwas offenbar ganz anderes.

Dank Wikipedia erklärt sich der Unterschied darin, dass Urlaub nur Personen betrifft, die eigentlich arbeiten müssten, und die deshalb eine Genehmigung ihres Vorgesetzten (Arbeitgebers oder eben Dienstherrn, wie das so schön heisst) benötigen.

Ist es Zufall, dass der Begriff des  “Urlaub” bzw. der Unterschied zu “Ferien” in der Schweiz schlicht nicht verständlich ist. Warum sollte man jemanden um Erlaubnis fragen, nicht zu arbeiten? Warum sollte man überhaupt jemanden um Erlaubnis fragen, mit seinem eigenen Leben verfahren zu dürfen wie einem gut scheint?

Manchmal bin ich richtig froh (und vielleicht sogar ein wenig stolz), Schweizer zu sein.