Demokratie und Babies

Ist die Aufmerksamkeit für dieses englische Baby nicht Beweis genug, dass grosse Teile der Welt schlicht nicht bereit sind für Demokratie?

Mediale Beliebigkeit: Ein Pleonasmus

Wen würde man fragen zur deutschen Politik und bevorstehenden Wahl in Deutschland? Einen Politiker oder doch lieber einen Politologen? SRF4, sich immerhin als News-Sender verstehend, entscheidet sich für Campino, dem “Frontmann” (so der Sender) der Toten Hosen.

Nur, warum sollte dessen Meinung zur deutschen Politik bedeutsamer sein als z.B. die meines Bruders, der zudem den Vorteil aufweist, dass ich ihn persönlich kenne? Oder der Bäckerin, bei der ich mein Brot kaufe? Was unterscheidet Campino von ihnen? Dass er Deutscher ist, kann es ja wohl nicht sein, denn davon gibt es mehr als 80 Mio., und auch fast 300’000 in der Schweiz, die deshalb auch leicht und billig erreichbar sind. Ach ja, ich Dummerle, er ist ja berühmt.

Das dürfte auch der Grund sein, dass Fussballer Bücher schreiben, Tennisstars Parfums kreieren, Politiker malen und Musiker Politik kommentieren.

Transcendance légale?

L’affaire Cahuzac n’a de cesse de fournir à la presse de quoi noircir les pages de ses quotidiens. Dernier épisode en date, l’arrestation de Pierre Condamin-Gerbier à son retour en Suisse après avoir témoigné devant une commission parlementaire française et deux juges français.

L’on pouvait lire dans Le Temps d’hier les propos suivants, recueillis auprès du Ministère Public de la Confédération:

L’incarcération de Pierre Condamin-Gerbier a suscité de vives protestations parmi les parlementaires qui venaient de l’entendre. La nouvelle de son arrestation n’est évidemment pas faite pour améliorer la perception française de l’attitude de la Suisse à l’égard de l’évasion fiscale. Pour autant, Michael Lauber ne voit aucune raison de ne pas poursuivre les faits qui sont parvenus à la connaissance de la justice, «même si cela n’est politiquement pas très confortable». «Peut-être que ce n’est pas tellement bon pour notre réputation à l’étranger, mais nous faisons ce que notre loi nous ordonne de faire. Ce qui est punissable en Suisse est clair.»

Comment ne pas être frappé par une telle conception transcendantale de la loi. La loi a-t-elle réellement un contenu déterminé qui nous contraindrait même lorsque nous sommes persuadés que celle-ci est injuste dans un cas précis?

La loi (en l’occurrence l’art. 47 LB et l’art. 273 CP) contient des dispositions générales et abstraites. Son sens ne lui est pas intrinsèque mais extrinsèque et lui est donné lors de son application. Qu’est-ce qu’un secret? A qui appartient le secret? Qu’est-ce qu’un secret d’affaires? En quoi consiste l’action de le rendre accessible?

Chaque cas concret est unique, et il s’agit de voir si un cas bien particulier se prête à l’application de la règle abstraite ou s’il en constitue une exception.  C’est ainsi au moment de son application, de sa concrétisation, qu’un texte légal prend son sens. L’intuition et la réflexion du juge, pivot principal, le mèneront à justifier une application de la disposition (s’il trouve cela juste) ou au contraire sa non-application (s’il trouve cela juste). En cas de non-application de la règle, le juge pourra même parler d’exception à la règle générale et abstraite pour symboliser la validité de celle-ci, bien qu’elle ne s’applique pas dans le cas concret.

Pour en revenir à l’article du Temps, l’invocation d’une loi au contenu clair et contraignant dans un cas d’espèce n’est rien d’autre qu’une manière de cacher ses propres opinions et volontés, de ne pas endosser la responsabilité de ses propos. Pour être sincère, il eût fallut que le Ministère Public dise que les actes de Pierre Condamin-Gerbier correspondent à du service de renseignements économiques (soit d’expliquer brièvement quel est le secret en question et comment il a été rendu accessible à un Etat étranger), ce qui revient à dire que ces actes méritent, aux yeux du Ministère Public, d’être sanctionnés.

Fahrlässigkeit, Politik und Wissenschaft

Ende April meldete die NZZ, die Masterarbeit von Doris Fiala werde auf Plagiatsvorwürfe hin abgeklärt. Dort heisst es unter anderem:

Laut dem Report hat Fiala Hunderte Sätze aus andern Quellen entnommen. So heisst es in Fialas Arbeit etwa: «Die Schengener Abkommen stehen für eine inzwischen weitverzweigte Rechtsentwicklung, deren Kernbereich die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen der Schengenstaaten darstellt.» Mit exakt demselben Satz beginnt der Wikipedia-Eintrag über das Schengener Abkommen. Sowohl Quellenangabe als auch Anführungs- und Schlusszeichen, wie üblicherweise beim wissenschaftlichen Zitieren verlangt, fehlen. Am Ende der Arbeit taucht die Adresse des Wikipedia-Beitrags zwar auf, unter dem Titel «Nützliche Links». Dass es sich dabei um Quellen handelt, ist nicht ersichtlich.

Und weiter:

Fialas Arbeit umfasst 213 Seiten. Gemäss der Software sind 270 Sätze wörtlich aus andern Quellen übernommen – diese Angabe ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Mehrere davon sind in den Fussnoten zitiert, doch unkorrekte Zitierweisen finden sich zu Dutzenden. Rund 50 Sätze stammen aus insgesamt mindestens 8 Wikipedia-Beiträgen. Fiala gibt die Online-Enzyklopädie nur auf drei Seiten als Quelle an; einmal mit der korrekten Adresse, zweimal schlicht als «Wikipedia».

Aha. Das alles aber sei “fahrlässig” berichtete die NZZ letzten Freitag. Kein Wunder, denkt man sich, dass Fahrlässigkeit in der Bevölkerung in Verruf gerät. Und dass Wissenschaft nicht einfach Geschwätz ist (auch nicht kopiertes Geschwätz), scheint auch nicht klar zu sein.

Fiala selbst erläutert auf 20Minuten die Sache so:

Warum sind Ihnen die Zitierfehler überhaupt unterlaufen?Zu Beginn des Studiums bekam ich ein 12-seitiges englisches Handbuch. Doch ich war so vom Studium, dem Zeitmanagement, von Armee- und Sicherheitsfragen absorbiert, dass ich es nur kurz durchblätterte und ihm keine grosse Beachtung schenkte. Ich hatte in diesem Moment andere Sorgen als Fussnoten. Hinzu kommt: Ich habe keinen akademischen Hintergrund. Die Masterarbeit war meine erste wissenschaftliche Arbeit überhaupt. Deshalb hatte ich keine Erfahrungen mit dem Zitieren. Zum Studiengang wurde ich von der ETH auf Grund meiner Vorbildung, meiner Berufserfahrung und meiner Arbeit im National- und Europarat zugelassen. Der ETH war einfach zu wenig bewusst, dass besonders eine exponierte Person wie ich, die zudem noch nie wissenschaftlich gearbeitet hat, besser begleitet und kontrolliert werden müsste.

Hammer! Dass man Sätze, die man wortwörtlich übernimmt, irgendwie kennzeichnen und nicht einfach als Eigenes ausgeben sollte, muss man also erst lernen. Sehr lustig auch: “Ich hatte keine Erfahrung mit dem Zitieren”. Das stimmt wohl nicht. Mit dem Zitieren schon, nur mit dem Offenlegen und der Ehrlichkeit nicht so. Das muss man also erst auf der Akademie lernen, Berufserfahrung im National- und Europarat genügen dazu nicht. Gut zu wissen, wenn auch erschreckend. War denn Guttenberg nicht hinreichend zur Information auch der Nicht-Akademiker? (Man, where have you been, when the shit hit the fan?).

Und selbst 50 Sätze aus Wikipedia zu kopieren scheint der Reflexion nicht wert. Klar, für eine Politikerin. Das Beste aber, wie immer, zum Schluss: Die ETH ist schuld, sie hätte Fiala besser begleiten und kontrollieren müssen. Fiala gehört zur FDP! Wer braucht eine liberale Partei, wenn selbst die nach Kontrolle und “Begleitung” ruft. Kein Wunder, dass Cédric Wermuth (SP) Frau Fiala via Twitter zustimmend unter die Arme greift: «Sie hat ein paar Zitate nicht markiert, ja und?». Man hätte weniger gegen die Geringschätzung der Wissenschaft durch die Politik, wenn die Politiker sich nicht immer mit wissenschaftlichen Titeln schmücken wollten.

 

Wissenschaftliche & mediale Zuverlässigkeit

Hat man Töne. Fast alle Medien (vgl. hier nur die NZZ) berichten über eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (Hochschule für angewandte Psychologie), die sog. Work-Anywhere-Studie (hier die Resultate), die in Zusammenarbeit mit SBB und Swisscom erstellt wurde (hier die Medienmitteilung). Wer die Studie anschaut, erfährt, dass sage und schreibe 260 Probanden untersucht wurden. Hui. Und – so SRF (10vor10,  bei Minute 9:30) – dass bei flexiblen Arbeitszeiten von rund 370’000 Pendlern rund 28’000 die Stosszeiten vermeiden würden, d.h. also 7% weniger Fahrten zu den Hauptverkehrszeiten erfolgen würden (vgl. S. 8 f.). Dann werden die Züge tatsächlich fast leer sein, wie der eben zitierte Beitrag von 10vor10 auch bildlich darstellt (Minute 9:05).