by Titiuuh | Mar 7, 2017
Es ist nichts groß, was nicht gut ist; und nichts wahr, was nicht bestehet.
[…]
Scheue niemand so viel als dich selbst. Inwendig in uns wohnet der Richter, der nicht trügt, und an dessen Stimme uns mehr gelegen ist als an dem Beifall der ganzen Welt und der Weisheit der Griechen und Ägypter. Nimm es dir vor, Sohn, nicht wider seine Stimme zu tun; und was du sinnest und vorhast, schlage zuvor an deine Stirne und frage ihn um Rat. Er spricht anfangs nur leise und stammelt wie ein unschuldiges Kind doch wenn du seine Unschuld ehrst, löset er gemach seine Zunge und wird dir vernehmlicher sprechen.
Lerne gerne von andern, und wo von Weisheit, Menschenglück, Licht, Freiheit, Tugend etc. geredet wird, da höre fleißig zu. Doch traue nicht flugs und allerdings, denn die Wolken haben nicht alle Wasser, und es gibt mancherlei Weise. Sie meinen auch, dass sie die Sache hätten, wenn sie davon reden können und davon reden. Das ist aber nicht, Sohn. Man hat darum die Sache nicht, dass man davon reden kann und davon redet. Worte sind nur Worte, und wo sie so gar leicht und behände dahin fahren, da sei auf deiner Hut, denn die Pferde, die den Wagen mit Gütern hinter sich haben, gehen langsameren Schritts.
Erwarte nichts vom Treiben und den Treibern; und wo Geräusch auf der Gassen ist, da gehe fürbass.
Matthias Claudius, An meinen Sohn Johannes, 1799
by Filifjonka | Feb 19, 2017
Il a mis le café
Dans la tasse
Il a mis le lait
Dans la tasse de café
Il a mis le sucre
Dans le café au lait
Avec la petite cuillère
Il a tourné
Il a bu le café au lait
Et il a reposé la tasse
Sans me parler
Il a allumé
Une cigarette
Il a fait des ronds
Avec la fumée
Il a mis les cendres
Dans le cendrier
Sans me parler
Sans me regarder
Il s’est levé
Il a mis
Son chapeau sur sa tête
Il a mis
Son manteau de pluie
Parce qu’il pleuvait
Et il est parti
Sous la pluie
Sans une parole
Sans me regarder
Et moi j’ai pris
Ma tête dans ma main
Et j’ai pleuré.
Jacques Prévert, Paroles, 1945
by Filifjonka | Dec 23, 2016
They are playing a game. They are playing at not
playing a game. If I show them I see they are, I
shall break the rules and they will punish me.
I must play their game, of not seeing I see the game.
R. D. Laing, Knots, London 1970
by Epipur | Sep 15, 2016
Jean François Billeter, ein basler Sinologe, schreibt in seinem letzten Buch “Esquisses” über Sprache, Sinn, Systeme und Kapitalismus.
Einige Zeilen des Buches betreffen die Messbarkeit, Berechenbarkeit und Mathematik. Seine Analyse ist scharfblickend:
Un nouveau processus s’est enclenché au début de l’âge moderne en Italie. Les marchands se sont mis à appliquer à leurs marchandises la science de la géométrie et d l’algèbre. Cette pratique a mené à l’idée que toute la réalité matérielle pouvait être mesurée et représentée par des figures et des nombres. Cette idée a provoqué un essor sans précédent des sciences de la nature et des arts mécaniques. La réalité semblait devenir totalement intelligible, mais c’était au prix d’une nouvelle scission au sein de l’activité humaine, car le langage mathématique relève exclusivement de la fonction. Il ignore les synthèses imaginaires qui donnent leur sens aux mots et qui naissent en nous par intégration d’éléments de notre expérience. Il exclut l’imagination, seule créatrice de sens, mais s’est imposé comme une rationalité supérieure à cause de sa rigueur, de ses développements infinis et de son efficacité pratique.
(Jean François Billeter, Esquisses, Allia, Paris 2016)
by Filifjonka | Aug 7, 2016
Erschreckend, nicht wahr, mit welcher Präzision bereits 1930 unsere gegenwärtige Situation beschrieben wird.
Nun, das ist ja alles natürlich ganz unwichtig, zumal in so ernsten Zeiten, da ringsum ein Scharren ist, als würden Stühle gerückt zur Tagung des Jüngsten Gerichts, da die Börse bebt, donnernd die Tresors und Hirne platzen und man sieht, dass nichts drinnen ist, die Gewissheiten Fragezeichen ausspeien und eine ungeheure Lebens-Angst alle Atmenden schüttelt.
Alfred Polgar: An den Rand geschrieben, Berlin 1930, 151.
by Filifjonka | Jul 26, 2016
Nach einer Publikation von Anton Kuh im Berliner »Querschnitt” schrieb Egon Friedell an Kuh:
(Wien, 1931)
Sehr geehrter Herr!
Überrascht stelle ich fest, dass Sie meine bescheidene Erzählung „Kaiser Josef und die Prostituierte” unverändert, nur mit Hinzufügung der drei Worte „Von Anton Kuh”, im „Querschnitt” veröffentlicht haben. Es ehrt mich selbstverständlich, dass Ihre Wahl auf meine kleine launige Geschichte gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung gestanden hat. Ich hätte mich deshalb auch gern revanchiert, aber nach Durchsicht Ihres ganzen Oeuvres fand ich nichts, worunter ich meinen Namen setzen möchte.
Egon Friedell
zu finden in : Egon Friedell: Briefe, Wien: Prachner o.J. [1959]
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