by Filifjonka | Jul 23, 2013
Wen würde man fragen zur deutschen Politik und bevorstehenden Wahl in Deutschland? Einen Politiker oder doch lieber einen Politologen? SRF4, sich immerhin als News-Sender verstehend, entscheidet sich für Campino, dem “Frontmann” (so der Sender) der Toten Hosen.
Nur, warum sollte dessen Meinung zur deutschen Politik bedeutsamer sein als z.B. die meines Bruders, der zudem den Vorteil aufweist, dass ich ihn persönlich kenne? Oder der Bäckerin, bei der ich mein Brot kaufe? Was unterscheidet Campino von ihnen? Dass er Deutscher ist, kann es ja wohl nicht sein, denn davon gibt es mehr als 80 Mio., und auch fast 300’000 in der Schweiz, die deshalb auch leicht und billig erreichbar sind. Ach ja, ich Dummerle, er ist ja berühmt.
Das dürfte auch der Grund sein, dass Fussballer Bücher schreiben, Tennisstars Parfums kreieren, Politiker malen und Musiker Politik kommentieren.
by Epipur | Jul 21, 2013
Je lis mal et avec ennui les philosophes, qui sont trop longs et dont la langue m’est antipathique.
Paul Valéry, Cahiers, t. I, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), p. 197.
Paul Valéry fait une nouvelle fois montre de sa clairvoyance. Ne vous est-il jamais arrivé de lire certains philosophes et de vous acharner à comprendre leurs néologismes et autres tournures de phrase ésotériques pour vous rendre compte qu’ils décrivaient en réalité une évidence sur plusieurs centaines de pages?
by Filifjonka | Jul 21, 2013
Wir hatten bemerkt, dass Floriot viele Beispiele für die Bedeutung des Kontextes einer Aussage bringe. Eines sei nachfolgend wiedergegeben (René Floriot, Für den Angeklagten, Hamburg 1960, 98 f., orig. Au banc de la défense, Paris 1959):
Vor über zwanzig Jahren verteidigte ich einen Kaufmann, der sich in einem Restaurant mit einem anderen Gast gestritten und ihm dabei einen wuchtigen Faustschlag versetzt hatte. Der Mann war hintenübergekippt, hatte sich beim Fall einen Schädelbruch zugezogen und war einige Stunden darauf gestorben. Er hinterliess eine Witwe mit vier minderjährigen Kindern. Die Geschworenen waren erschüttert über die Folgen des unglücklichen Schlages und schienen zu harter Strafe entschlossen.
Dr. Paul nahm die Obduktion der Leiche vor. In seinem Gutachten führte er aus, dass sich bei der Untersuchung der Leber ein chronischer Alkoholismus herausgestellt habe. Im Gerichtssaal vergisst er dieses Detail. Natürlich frage ich danach:
“Herr Doktor, Sie haben die Leber des Opfers untersucht. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?”
“Es handelt sich unverkennbar um die Leber eines Alkoholikers.”
Die Haltung der Geschworenen änderte sich sofort. Sie sahen in dem Opfer einen jener ruaflustigen Trunkenbolde, die nach dem Genuss von Alkohol um so eher Streit suchen, als ihre Körpermasse jedem Achtung einflössen. Der Gerichtsmediziner hatte festgestellt, dass das Opfer ein Meter fünfundachtzig gross war.
Ich brauchte also den Zeugen nur reden zu lassen, und der Freispruch war sicher. Doch triebt es mich leider, meinen Vorteil noch weiter auszunutzen.
“Herr Doktor, Sie hatten das Wort ‘Alkoholiker’ noch näher bestimmt, ich hätte gern, dass Sie es vor den Herren Geschworenen wiederholten.”
Und Dr. Paul ergänzt sogleich:
“Ich habe in der Tat angegeben, dass es sich um einen chronischen Alkoholiker handelt.”
Besser konnte es gar nicht gehen. Aber der Gerichtsmediziner merkte, dass die Geschworenen über diesen letzten Hinweis sehr betroffen waren, und stellt lächelnd klar:
“Freilich möchte ich den Herren Geschworenen dazu sagen, dass man als chronischen Alkoholiker einen Menschen bezeichnet, das ein oder zwei Aperitifs vor dem Essen und danach einen Verdauungsschnaps trinkt.”
Die Geschworenen sahen sich erneut an. Diese einfache Bemerkung hatte ihre Meinung gründlich gewandelt. Vielleicht hielten es einige von ihnen mit der vom Zeugen beschriebenen Lebensweise. Zumindest aber hatten sie Freunde, die auf diese Weise ihrer Gesundheit lebten, ohne deshalb gleich eine Gefahr für ihre Mitmenschen darzustellen. Der Bann war gebrochen, und es wehte wieder ein sehr viel strengerer Wind.
by Filifjonka | Jul 21, 2013
Interessant und mit der Transzendenz des Rechts direkt in Zusammenhang stehen verschiedene Bemerkungen zur Bedeutung des Kontextes von Äusserungen (im Strafverfahren; alle Zitate aus René Floriot, Für den Angeklagten, Hamburg 1960, orig. Au banc de la défense, Paris 1959):
Derselbe Witz, der in einer raffinierten Betrugsaffäre beifälliges Gelächter erregt, wird eisigem Schweigen begegnen, wenn es sich um ein Kapitalverbrechen handelt, dessen Opfer drei kleine Waisen hinterlässt. (36)
Vorweg eine Bemerkung zum Prozess (zwar zum Geschworenenprozess, aber die Bemerkung kann auch Gültigkeit für andere Prozesse beanspruchen):
Nicht zu unrecht sagt man, dass es vor dem Schwurgericht keine absolut sicheren oder aussichtslosen Fälle gibt. (62)
Und zum Ablauf:
Könnte man einen Prozess mehrere Male wiederholen, mit denselben Richtern, Staatsanwälten und Verteidigern, aber jedesmal mit anderen Geschworenen, so würden die Urteile sehr verschieden ausfallen. (64)
Nicht die Geschworenen allein aber sind bedeutsam, auch der Vorsitzende:
Wenn man denselben Prozess mit denselben Personen, aber mit anderen Vorsitzenden mehrere Male wiederholte, würden die Ergebnisse sehr verschieden ausfallen, selbst wenn der Richter jedesmal für dasselbe Urteil stimmte. (74)
Man bemerke den Nachsatz: Selbst wenn der Inhalt des Richterspruchs derselbe wäre, bliebe die Persönlichkeit des Richters bedeutsam. Und Floriot bringt dafür einen Berg von Beispielen.
by Filifjonka | Jul 21, 2013
Hinzuweisen ist auf ein ausserordentlich hübsches Buch von René Floriot (1902-1975, einem der einst profiliertesten französischen Strafverteidiger), nämlich: “Für den Angeklagten”, Hamburg 1960 (orig. Au banc de la défense, Paris 1959), ein durch und durch nicht nur informativer, sondern auch sehr unterhaltsamer Bericht zur Strafverteidigung, Rhetorik und dem Strafrecht, das vor treffenden Bemerkungen nur so wimmelt:
Ganz allgemein hat der Rechtsanwalt mit zwei Gefahren zu kämpfen: dass seine Hörer gar nicht merken, worum es geht, und dass die Aufmerksamkeit erlahmt. (46)
Oder aber zur Argumentation:
Man könnte meinen, es schade nichts, ein zweifelhaftes Argument im Plädoyer zu verwenden, es sei denn, der Richter wiese es zurück. Aber das stimmt nicht. Jede Beweisführung ist ein Ganzes: Wenn die Hörer auch nur einen Augenblick das Gefühl haben, dass man sie nicht ernst nimmt, ist alle Arbeit umsonst, denn sie erscheint verdächtig. Und wenn der Gegner erst das schlechte Argument aufgreift und einen lächerlich macht, verliert man leicht einen schönen Prozess. (22)
Und die nachfolgende Bemerkung scheint nicht nur für den Gerichtsaal, sondern auch das Vorlesungsauditorium gültig:
Es gibt kein allgemeines Vorbild. Man muss sich wohl oder übel seinem Temperament überlassen. Junge Anwälte ahmen oft ganz unbewusst einen älteren Kollegen nach. Wenn sie ähnlich veranlagt sind, ist der Schaden gering. Andernfalls kommt eine traurige Parodie herau, weil nur die Ticks und Fehler übernommen werden. (45)
by Filifjonka | Jul 19, 2013
Im selben Text von Schopenhauer (Arthur Schopenhauer, Eristische Dialektik. Die Kunst, Recht zu behalten, Frankfurt 2005, 58) heisst es weiter:
Denken können sehr Wenige, aber Meinungen wollen Alle haben: Was bleibt das anderes übrig als dass sie solche, statt sie sich selber zu machen, ganz fertig von Andern aufnehmen?
Und dann etwas weiter (59 f.):
Ueberhaupt wird man nun finden, dass wenn zwei gewöhnliche Köpfe mit einander streiten, meistens die gemeinsam von ihnen erwählte Waffe Autoritäten sind: damit schlagen sie aufeinander los. – Hat der bessere Kopf mit einem solchen zu thun, so ist das Räthlichste, dass er sich auch zu dieser Waffe bequeme, sie auslesend nach Maasgabe der Blössen seines Gegners. Denn gegen die Waffe der Gründe ist dieser ex hypothesi, ein gehörnter Siegfried, eingetaucht in die Flut der Unfähigkeit zu denken und zu urtheilen.
Ach ja, das kommt dem Juristen doch bekannt vor. Sind Rechtswissenschaft und Theologie nicht essentiell verwandte Wissenschaften (soweit sie denn Wissenschaften sind), lösen beide doch Divergenzen unter Rekurs auf Autorität. Aber Schopenhauer ist natürlich zu intelligent, um das nicht zu erkennen:
Vor Gericht wird eigentlich nur mit Autoritäten gestritten, die Autorität der Gesetze die fest steht: das Geschäft der Urteilskraft ist das Auffinden des Gesetzes d.h. der Autorität die im gegebenen Fall Anwendung findet. Die Dialektik hat aber Spielraum genug, indem, erforderlichen Falls, der Fall und ein Gesetz, die nicht eigentlich zu einander passen, gedreht werden, bis man sie für zu einander passend ansieht: auch umgekehrt.
Ist das nicht, was Epipur sagt?
by Flobär | Jul 19, 2013
Schopenhauer scheint also nicht viel von “Schwarmintelligenz” zu halten. Wahrscheinlich, weil es ihm um das Richtige oder Wahre geht, während es doch im Leben reicht, durchzukommen, und das geht meist auch mit dem ungefähr Richtigen und dem fast Wahren. Evolution ist einfach nicht so anspruchsvoll. Und Intelligenz (auch ohne Schwarm) biologisch nicht so bedeutsam, wie deren Träger glauben, sonst wäre sie wohl sehr viel weiter verbreitet.
Nothing is so brilliantly adaptive as selective stupidity.
bemerkt Amélie Oksenberg Rorty treffend (Mind in Action. Essays in the Philosophy of Mind. Boston 1988, 219).
by Filifjonka | Jul 19, 2013
ja, es giebt keine noch so absurde Meinung, die die Menschen nicht leicht zu der ihrigen machten, sobald man es dahin gebracht hat sie zu überreden, dass solche allgemein angenommen sei. Das Beispiel wirkt auf ihr Denken, wie auf ihr Tun. Sie sind Schaafe, die dem Leithammel nachgehn, wohin er auch führt: es ist ihnen leichter zu sterben als zu denken.
Sagt Schopenhauer in seiner Eristik (Arthur Schopenhauer, Eristische Dialektik. Die Kunst, Recht zu behalten, Frankfurt 2005, 56). Und dann kommt gleich im Anschluss daran eine Passage, die wirklich nur einem Intellektuellen aus der Feder schlüpfen kann. Himmlisch:
Es ist sehr seltsam dass die Allgemeinheit einer Meinung so viel Gewicht bei ihnen hat, da sie doch an sich selbst sehn können, wie ganz ohne Urtheil und bloss kraft des Beispiels man Meinungen annimmt. Aber das sehn sie nicht, weil alle Selbsterkenntniss ihnen abgeht.
Ganz so, als wäre Selbsterkenntnis verbreitet oder auch nur erstrebenswert (vgl. Anatole France für die gegenteilige Ansicht.).
by Epipur | Jul 18, 2013
L’affaire Cahuzac n’a de cesse de fournir à la presse de quoi noircir les pages de ses quotidiens. Dernier épisode en date, l’arrestation de Pierre Condamin-Gerbier à son retour en Suisse après avoir témoigné devant une commission parlementaire française et deux juges français.
L’on pouvait lire dans Le Temps d’hier les propos suivants, recueillis auprès du Ministère Public de la Confédération:
L’incarcération de Pierre Condamin-Gerbier a suscité de vives protestations parmi les parlementaires qui venaient de l’entendre. La nouvelle de son arrestation n’est évidemment pas faite pour améliorer la perception française de l’attitude de la Suisse à l’égard de l’évasion fiscale. Pour autant, Michael Lauber ne voit aucune raison de ne pas poursuivre les faits qui sont parvenus à la connaissance de la justice, «même si cela n’est politiquement pas très confortable». «Peut-être que ce n’est pas tellement bon pour notre réputation à l’étranger, mais nous faisons ce que notre loi nous ordonne de faire. Ce qui est punissable en Suisse est clair.»
Comment ne pas être frappé par une telle conception transcendantale de la loi. La loi a-t-elle réellement un contenu déterminé qui nous contraindrait même lorsque nous sommes persuadés que celle-ci est injuste dans un cas précis?
La loi (en l’occurrence l’art. 47 LB et l’art. 273 CP) contient des dispositions générales et abstraites. Son sens ne lui est pas intrinsèque mais extrinsèque et lui est donné lors de son application. Qu’est-ce qu’un secret? A qui appartient le secret? Qu’est-ce qu’un secret d’affaires? En quoi consiste l’action de le rendre accessible?
Chaque cas concret est unique, et il s’agit de voir si un cas bien particulier se prête à l’application de la règle abstraite ou s’il en constitue une exception. C’est ainsi au moment de son application, de sa concrétisation, qu’un texte légal prend son sens. L’intuition et la réflexion du juge, pivot principal, le mèneront à justifier une application de la disposition (s’il trouve cela juste) ou au contraire sa non-application (s’il trouve cela juste). En cas de non-application de la règle, le juge pourra même parler d’exception à la règle générale et abstraite pour symboliser la validité de celle-ci, bien qu’elle ne s’applique pas dans le cas concret.
Pour en revenir à l’article du Temps, l’invocation d’une loi au contenu clair et contraignant dans un cas d’espèce n’est rien d’autre qu’une manière de cacher ses propres opinions et volontés, de ne pas endosser la responsabilité de ses propos. Pour être sincère, il eût fallut que le Ministère Public dise que les actes de Pierre Condamin-Gerbier correspondent à du service de renseignements économiques (soit d’expliquer brièvement quel est le secret en question et comment il a été rendu accessible à un Etat étranger), ce qui revient à dire que ces actes méritent, aux yeux du Ministère Public, d’être sanctionnés.
by Filifjonka | Jul 17, 2013
Spricht die Encyclopédie:
VERTU, (Ord. encyclop. Mor. Polit.) il est plus sûr de connoître la vertu par sentiment, que de s’égarer en raisonnemens sur sa nature ; s’il existoit un infortuné sur la terre, qu’elle n’eût jamais attendri, qui n’eût point éprouvé le doux plaisir de bien faire, tous nos discours à cet égard seroient aussi absurdes & inutiles, que si l’on détailloit à un aveugle les beautés d’un tableau, ou les charmes d’une perspective. Le sentiment ne se connoit que par le sentiment ; voulez vous savoir ce que c’est que l’humanité ? fermez vos livres & voyez les malheureux : lecteur, qui que tu sois, si tu as jamais goûté les attraits de la vertu, rentre un instant dans toi même, sa définition est dans ton coeur.
Und das von der scheinbar so vernunftbesessenen Aufklärung! Offenbar wusste man damals noch, dass der Kopf nicht wirklich zuverlässig ist. Hingewiesen sei nur nebenher auf Adam Smith und seine Theory of Moral Sentiments.
by Filifjonka | Jul 16, 2013
Verschiedene Medien berichten, die deutsche Bundeskanzlerin habe in einem “ARD-Sommerinterview” (vgl. etwa die Deutsche Welle oder Die Zeit) zur Frage der Ausspähung von Daten durch die NSA Folgendes bemerkt:
“Ich erwarte eine klare Zusage der amerikanischen Regierung, dass man sich auf deutschem Boden an deutsches Recht hält in Zukunft”
Aha. Man beachte die nachgeschobene Einschränkung, die schon grammatikalisch ungeschickt wird: In Zukunft. Der Zweck heilige nicht die Mittel und nicht alles, was man könne, dürfe man auch. Aha. Und dann:
Deutschland werde dazu in den Gesprächen mit den USA, aber auch innerhalb Europas, eine sehr strikte Position vertreten, kündigte die Kanzlerin an.
Wiederum, in Zukunft. Sehr lustig. Man weiss überhaupt nicht, oder sagt, man wisse nicht, wer denn wen wie ausgespäht habe, gleichzeitig scheint indes klar, dass auch Deutschland auf die NSA-Schnüffel-Daten zugegriffen hat, andererseits aber muss man dann doch zugeben, dass die “verhinderten” Terroranschläge evtl. in einem sehr frühen Stadium verhindert wurden. Aber eben, in Zukunft will man dann sehr strikt sein. Wohl sehr in der Zukunft.
PS: In Zukunft möchte ich noch Chinesisch, Russisch und Hindi lernen.
by Filifjonka | Jul 16, 2013
Uebrigens muss man, bei jeder Disputation oder Argumentation überhaupt, über irgend etwas einverstanden sein, daraus man als einem Prinzip die vorliegende Frage beurteilen will: Contra negantem principia non est disputendum [Mit einem, der die Anfangssätze bestreitet, ist nicht zu streiten].
Arthur Schopenhauer, Eristische Dialektik. Die Kunst, Recht zu behalten, Frankfurt 2005, 23 f.
by Erg Onduidelijk | Jul 15, 2013
Gerade in heissen Sommertagen bedarf wohl keiner näheren Erklärung, wie wichtig Wasser für uns alle ist. Damit wir uns an diesem Quell allen Lebens auch unbeschwert und wohlinformiert laben können, werden uns auf im Handel feilgebotenen Wasserflaschen verschiedene nützliche Informationen gegeben.
Auf den Flaschen einer niederländischen Supermarktkette ist etwa folgendes zu lesen:

Dieses natürliche, leicht sprudelnde Mineralwasser von Albert Heijn ist für allerlei Allergiker geeignet, denn es ist sowohl milchfrei als auch glutenfrei! Na dann wohl bekomm’s! Am Ende wären die ja glatt alle vor Angst verdurstet, weil sie nicht herausbekommen hätten, dass dieses Wasser weder Milch noch Gluten enthält.
Etwas irreführend wie immer die Kalorienangaben: Da verkaufen die Flaschen zu 0,5 Liter, schreiben dann aber drauf, wieviele Kalorien ein Glas (200 ml) hat. Das ist doch völlig unrealistisch, denn wer kauft schon eine Flasche Wasser und trinkt dann nur ein Glas davon? Eben!
“Ein Glas Wasser (200 ml) enthält 0 Kcal”.
Doch auch beim Wassergenuss hüte man sich vor überhöhten Erwartungen. In Portugal wird hier wirkungsvoll vorgebeugt:

Hä? Also noch etwas grösser:

Nur falls jemand auf die Idee käme, hier eine Art Zimmerwasserfall zu erwerben oder auf der anderen Seite befürchtet, beim Öffnen der Flasche nasse Füsse zu bekommen: Der Wasserfall ist nur eine Art “Serviervorschlag” für das Quellwasser von “Pingo Doce”. Man nehme einen lauschig bemoosten Felsen und ca. 700 Flaschen Mineralwasser pro Minute. Wahrscheinlich möchte man uns damit auch signalisieren, dass das Wasser in der Flasche möglicherweise jetzt nicht genau das Wasser auf dem Bild ist.
Dafür fehlt allerdings der Allergikerhinweis. Müssen wir uns nun etwa Sorgen um den Flüssigkeitshaushalt all der laktose- und glutenintoleranten Portugiesen machen? Über die Kalorien lassen die Portugiesen die Konsumenten ebenfalls um Unklaren, und das, obwohl diese Flasche sogar 1,5 Liter Wasser fasst.
by Filifjonka | Jul 15, 2013
Manolo Blabla hatte auf die Frettchen hingewiesen. Das scheint eine gute Gelegenheit auf die beste Frettchen-Story überhaupt hinzuweisen. Sie stammt von Hector Hugh Munro, (*1870 in Birma – † 1916 Beaumont-Hamel in Frankreich), allgemein besser bekannt unter seinem Pseudonym Saki, und heisst: “Sredni Vashtar”. Sie ist sehr kurz, sehr böse und online hier zu lesen. Die Sammlung von Erzählungen, zu der sie gehört, findet sich hier als eBook.
Sehr hübsch die Passage auf Wikipedia über Sakis Tod:
Als der Erste Weltkrieg begann, meldete er sich freiwillig zur Armee, obwohl er gemäß den Vorschriften eigentlich zu alt war. Er schlug das Offizierspatent aus und kämpfte als einfacher Soldat. Bei Beaumont-Hamel in Frankreich wurde er von einem deutschen Scharfschützen erschossen. Es wird berichtet, seine letzten Worte seien „Mach deine verdammte Zigarette aus!“ gewesen. Nach seinem Tode wurde ein Großteil seiner hinterlassenen Dokumente von seiner Schwester Ethel vernichtet; sie schrieb einen eigenen Bericht über ihre gemeinsame Kindheit.
by Flobär | Jul 14, 2013
Ende April meldete die NZZ, die Masterarbeit von Doris Fiala werde auf Plagiatsvorwürfe hin abgeklärt. Dort heisst es unter anderem:
Laut dem Report hat Fiala Hunderte Sätze aus andern Quellen entnommen. So heisst es in Fialas Arbeit etwa: «Die Schengener Abkommen stehen für eine inzwischen weitverzweigte Rechtsentwicklung, deren Kernbereich die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen der Schengenstaaten darstellt.» Mit exakt demselben Satz beginnt der Wikipedia-Eintrag über das Schengener Abkommen. Sowohl Quellenangabe als auch Anführungs- und Schlusszeichen, wie üblicherweise beim wissenschaftlichen Zitieren verlangt, fehlen. Am Ende der Arbeit taucht die Adresse des Wikipedia-Beitrags zwar auf, unter dem Titel «Nützliche Links». Dass es sich dabei um Quellen handelt, ist nicht ersichtlich.
Und weiter:
Fialas Arbeit umfasst 213 Seiten. Gemäss der Software sind 270 Sätze wörtlich aus andern Quellen übernommen – diese Angabe ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Mehrere davon sind in den Fussnoten zitiert, doch unkorrekte Zitierweisen finden sich zu Dutzenden. Rund 50 Sätze stammen aus insgesamt mindestens 8 Wikipedia-Beiträgen. Fiala gibt die Online-Enzyklopädie nur auf drei Seiten als Quelle an; einmal mit der korrekten Adresse, zweimal schlicht als «Wikipedia».
Aha. Das alles aber sei “fahrlässig” berichtete die NZZ letzten Freitag. Kein Wunder, denkt man sich, dass Fahrlässigkeit in der Bevölkerung in Verruf gerät. Und dass Wissenschaft nicht einfach Geschwätz ist (auch nicht kopiertes Geschwätz), scheint auch nicht klar zu sein.
Fiala selbst erläutert auf 20Minuten die Sache so:
Warum sind Ihnen die Zitierfehler überhaupt unterlaufen?Zu Beginn des Studiums bekam ich ein 12-seitiges englisches Handbuch. Doch ich war so vom Studium, dem Zeitmanagement, von Armee- und Sicherheitsfragen absorbiert, dass ich es nur kurz durchblätterte und ihm keine grosse Beachtung schenkte. Ich hatte in diesem Moment andere Sorgen als Fussnoten. Hinzu kommt: Ich habe keinen akademischen Hintergrund. Die Masterarbeit war meine erste wissenschaftliche Arbeit überhaupt. Deshalb hatte ich keine Erfahrungen mit dem Zitieren. Zum Studiengang wurde ich von der ETH auf Grund meiner Vorbildung, meiner Berufserfahrung und meiner Arbeit im National- und Europarat zugelassen. Der ETH war einfach zu wenig bewusst, dass besonders eine exponierte Person wie ich, die zudem noch nie wissenschaftlich gearbeitet hat, besser begleitet und kontrolliert werden müsste.
Hammer! Dass man Sätze, die man wortwörtlich übernimmt, irgendwie kennzeichnen und nicht einfach als Eigenes ausgeben sollte, muss man also erst lernen. Sehr lustig auch: “Ich hatte keine Erfahrung mit dem Zitieren”. Das stimmt wohl nicht. Mit dem Zitieren schon, nur mit dem Offenlegen und der Ehrlichkeit nicht so. Das muss man also erst auf der Akademie lernen, Berufserfahrung im National- und Europarat genügen dazu nicht. Gut zu wissen, wenn auch erschreckend. War denn Guttenberg nicht hinreichend zur Information auch der Nicht-Akademiker? (Man, where have you been, when the shit hit the fan?).
Und selbst 50 Sätze aus Wikipedia zu kopieren scheint der Reflexion nicht wert. Klar, für eine Politikerin. Das Beste aber, wie immer, zum Schluss: Die ETH ist schuld, sie hätte Fiala besser begleiten und kontrollieren müssen. Fiala gehört zur FDP! Wer braucht eine liberale Partei, wenn selbst die nach Kontrolle und “Begleitung” ruft. Kein Wunder, dass Cédric Wermuth (SP) Frau Fiala via Twitter zustimmend unter die Arme greift: «Sie hat ein paar Zitate nicht markiert, ja und?». Man hätte weniger gegen die Geringschätzung der Wissenschaft durch die Politik, wenn die Politiker sich nicht immer mit wissenschaftlichen Titeln schmücken wollten.
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