Es ist nicht wirklich unglaublich. Ein Betrug in Buenos Aires erheitert auch unsere Gemüter. Kein Wunder spricht man vom globalen Dorf, auch wenn man wohl eher vom globalen Dörfler sprechen müsste.
Der Berliner Kurier, eine durchaus glaubwürdige Qualitätszeitung, berichtet, dass einem Rentner Ratten als Pudelwelpen verkauft wurden. Siehe Bild:
Die Aufregung ist verfehlt, meinen wir. Mit diesem Vorgehen wird doch nicht nur das Rattenproblem (die Rattenplage in Buenos Aires macht keine Schlagzeilen!), sondern gleichzeitig auch die Einsamkeit der Rentner gelindert.
En guise d’introduction, voici quelques approximations: 90% de la population ne lit pas les journaux. Sur les 10% restants, 90% ne lisent que les titres, 5% lisent les titres et les premières lignes et 5% lisent l’article en entier.
Or voici quelques titres d’articles parus ces dernières heures dans la presse suisse et concernant une affaire de voile à l’école:
Ces différents titres montrent que les médias n’ont présenté les délibérations publiques dans l’affaire 2C_794/2012 de la même façon, certains allant même jusqu’à énoncer des règles générales et abstraites comme: le voile à l’école est autorisé.
Toutefois, dégager une telle règle revient à passer sous silence le fait que le Tribunal fédéral ne s’est prononcé que pour ce cas précis (ces deux jeunes filles, dans ce village de Bürglen, maintenant) et qu’il l’a fait parce qu’il a estimé que le règlement de l’école ne constituait pas une base légale suffisante pour permettre la restriction de la liberté de croyance de ces jeunes filles et que la restriction de cette même liberté dans ce cas précis était disproportionnée.
L’abstraction qui consiste à dégager une règle générale et abstraite d’un jugement portant sur un état de fait particulier n’est autre qu’une simplification mystificatrice. Cette simplification ignore de très nombreux éléments qui ont mené les juges à décider dans ce sens. A partir d’un jugement, il est possible de construire un grand nombre de pseudo-règles, qui trahissent toutes le jugement duquel elles sont issues. Toute règle qui en est issue n’est pas normative mais descriptive. En d’autres termes, une phrase comme “le voile est autorisé à l’école” n’est qu’une façon de résumer le jugement et ne constitue nullement une règle. Un jugement n’est contraignant que dans le cas d’espèce.
Si un nouveau cas de voile à l’école se présente, il faudra voir dans ce nouveau cas si l’interdiction se fonde sur une base légale suffisante et si celle-ci est proportionnée. Le simple fait d’énoncer l’abstraction issue du jugement précédent se résume à l’expression du souhait de voir ce nouveau cas tranché dans le même sens. Cette abstraction ne constitue pas même un argument, puisqu’il faudrait pour cela encore montrer en quoi les cas sont semblables.
Hat man Töne. Fast alle Medien (vgl. hier nur die NZZ) berichten über eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (Hochschule für angewandte Psychologie), die sog. Work-Anywhere-Studie (hier die Resultate), die in Zusammenarbeit mit SBB und Swisscom erstellt wurde (hier die Medienmitteilung). Wer die Studie anschaut, erfährt, dass sage und schreibe 260 Probanden untersucht wurden. Hui. Und – so SRF (10vor10, bei Minute 9:30) – dass bei flexiblen Arbeitszeiten von rund 370’000 Pendlern rund 28’000 die Stosszeiten vermeiden würden, d.h. also 7% weniger Fahrten zu den Hauptverkehrszeiten erfolgen würden (vgl. S. 8 f.). Dann werden die Züge tatsächlich fast leer sein, wie der eben zitierte Beitrag von 10vor10 auch bildlich darstellt (Minute 9:05).
Die islamisch-konservative Regierung der Türkei hat den Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi scharf kritisiert. […] In der Türkei hat das Militär mehrfach geputscht. Erdogan hat die Macht der Streitkräfte in den vergangenen Jahren eingeschränkt.
Soweit der Bericht von SRF. Aha, denkt man sich, das versteht sich ja. Diejenigen, die spüren, dass es mit ihnen durchaus ähnlich gehen könnte, wie eben Erdogan (selbst gerade mit dem Taksim-Platz beschäftigt), sind skeptisch. Aber andere werden das anders sehen, würde man meinen. Aber nein, weit gefehlt:
Der britische Aussenminister William Hague übte Kritik an der Entmachtung Mursis und meinte, das Vereinigte Königreich unterstütze kein militärisches Eingreifen als Weg, Konflikte in einem demokratischen System zu lösen.
Phantastisch konstruktiv. Da will eine Bevölkerung ihre Regierung nicht mehr und kann sie nicht loswerden. Was tun? Was könnte die noble europäische Politik wohl vorschlagen: Aussitzen und abwarten. Gut britisch. Und wenn man weniger geduldig ist? Bürgerkrieg à la Syrien. Aha. Und sonst? Nichts, eigentlich. Denn das Militär darf ja nicht mitmischen. Das ist gegen die Regeln. Und zwar immer und grundsätzlich. Dann doch lieber religiöse Fanatiker, solange die nur demokratisch gewählt sind. Denn erlaubt und richtig ist alles, was die Mehrheit will. Kein Wunder, dass Europa abschmiert.
Aber die USA werden das vielleicht verstehen, denkt man. Pustekuchen:
Auch US-Präsident Barack Obama zeigte sich tief besorgt über die Entmachtung Mursis durch das Militär und verlangte die Rückkehr zu einer demokratischen Regierung.
Gut amerikanisch ist man besorg und verlangt etwas. Das kostet auch nichts. Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!
Demokratie, sagt Jorge Luis Borges irgendwo, und Borges war wirklich alles andere als ein Dummkopf, sei ein Missbrauch der Statistik.
Kunikunde brachte uns Kunde vom “Versteckspiel um Snowden“. Bemerkenswert ist daran doch auch, dass jemand, von dem manche sagen, er sei ziemlich oft am Arsch und noch darunter, und andere wiederum, er stehe immer etwas zwischen den Stühlen (in concreto: 16A und 18A und seitlich 17C), ins grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird: Sitz 17A. Normalerweise ein kleiner, unauffälliger Held des Alltags in tragender Funktion, mit verstellbarer Rückenlehne und ebensolcher Nackenstütze, gänzlich unauffällig ungefähr in der Mitte der mittleren Kabine eines Airbus 330 der Aeroflot, am Fenster aber doch ohne viel Aussicht wegen des Flügels, von Seatguru schnöde als “Standard Economy Seat” bezeichnet. Doch mittlerweile scheint Sitz 17A sogar zu twittern! Wachgeküsst durch die plötzliche Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hat Sitz 17A seine literarische Stimme gefunden und tut uns seine innere Leere kund. Auch dies natürlich nicht unbeobachtet, sondern begleitet von den Argusaugen der Medien. Das sind die ergreifenden kleinen Geschichten, die sich eben auch hinter dem grossen Theater der Welten verbergen und sich ihren Weg ins Scheinwerferlicht bahnen. Die 15 Minuten Ruhm von Sitz 17A.
Mancherorts wird schon gemunkelt, dass dies ein Marketingcoup der Fluggesellschaft Aeroflot sei, denn so viel “Seite 1” (oder, “la une”, für unsere frankophonen Freunde) bekommt man normalerweise nur mit einem Grounding oder einem Absturz, und bei beidem scheint die Aussenwirkung eher ambivalent zu sein. Dabei wird übersehen, dass der Schuss auch nach hinten los gehen kann:
Künftigen Whistleblowern wird unbarmherzig vor Augen geführt, dass man als Whistleblowing-Celebrity nicht notwendigerweise ein Upgrade in die Business Class erhält, sondern auf 17A eingecheckt wird (obwohl sich der Erwerb eines flexiblen Tickets doch angesichts etwas volatiler Reisepläne bei einer solchen Flucht durchaus bezahlt machen könnte und ja angesichts des leeren Sessels möglicherweise auch bezahlt gemacht hat; pro memoria: DSK wurde immerhin aus der ersten Klasse bzw. – das war ja Air France – “La Première” geholt).
Künftigen Reisenden wird nicht verborgen geblieben sein, dass man bei Aeroflot offenbar risikiert, auf bräunlich-orangen Sitzen befördert zu werden – das mag nun wirklich nicht jeder (in den neueren A 330 der Aeroflot sind die Sitze übrigens in beiden Klassen mit blauem Leder bezogen, für Nervenkitzel beim Einsteigen ist also gesorgt).
Hier übrigens noch ein nahezu weltexklusiver Blick ins Familienalbum von 17A aus unbeschwerten Jugendzeiten, als 17A noch nicht berühmt war.
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