Akronyme

Immer wieder muss man feststellen, dass Unternehmerinnen und Unternehmer im Geschäftsverkehr zu Akronymen und Abkürzungen greifen. Wo sie doch so schöne Namen hätten.blod2

Be afraid of the old, be afraid of the cold

Be afraid of the lame
They’ll inherit your legs
Be afraid of the old
They’ll inherit your souls
Be afraid of the cold
They’ll inherit your blood
Apres moi, le deluge
After me comes the flood

Regina Spektor, Après moi le déluge. Live in London. Der russische Teil des Songs zitiert ein Gedicht von Pasternak (Text hier)

Multiple lovers in France

Zu Beginn dieses Techie-Videos: Phantastische Bemerkungen zum Glück der Franzosen aufgrund ihrer Gewohnheit, Affären zu haben, besonders wenn sie verheiratet sind.

Fahrunfähig?

R. Floriot, Zu Unrecht verurteilt, Hamburg 1969, 247 f.:

Auch wenn die Untersuchung unter einwandfreien Bedingungen vorgenommen wird, lässt ein Blutalkoholgehalt von zwei oder selbst von 2,5 Promille niemals die Behauptung zu, dass sich die betreffende Person im Zustand der Trunkenheit befinden. Denn unbestreitbar ist, dass die gleiche Menge Alkohol durchaus unterschiedliche Wirkungen bei verschieben Personen hervorruft: Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, Abspannung, Lebensweise (in frischer Luft oder in der Stadt), berufliche Tätigkeit (körperlich Arbeit oder Büroarbeit) und schliesslich die Gewöhnung an Alkohol spielen eine grosse Rolle. Wenn ein robuster Holzfäller von dreissig Jahren und eine junge charmante Brautjungfer während eines Hochzeitsessens je drei Gläser Champagner trinken, so wird sich der Einfluss des Alkohols in den darauffolgenden Stunden sehr verschieden bei ihnen bemerkbar machen.

[…]

Würde man für alle Personen dieselben Regeln gemäss Tabellen anwenden, so könnte es des öfteren auf einen Justizirrtum hinauslaufen.

Ist es nicht merkwürdig, wie noch nicht ein halbes Jahrhundert her ohne weiteres klar war, dass eine Standardisierung primär Ungerechtigkeit bedeutet? Und ist nicht noch merkwürdiger, wie sehr wir uns (zumindest hier) bereits an diese Standardisierung gewöhnt haben, so dass wir fast unwillkürlich staunen ob Floriots Argumenten, beinahe unfähig, den einzelnen Fall hinter der Abstraktion wahrzunehmen?

Ich erinnere mich einer Passage in einem Buch von Anatole France, ich weiss nicht mehr in welchem (wahrscheinlich Le Petit Pierre), in dem der Grossvater mit dem Enkel abends heimkehrt und vor der Fassade eine Mietshauses stehenbleibt, deren Wohnungen auf allen Stockwerken im selben Zimmer erleuchtet sind. Resigniert erklärt er dem Enkel, dass das nicht immer so war, sondern eine Folge der neuzeitlichen Standardisierung sei. Während früher die Menschen ihre Wohnung nach Belieben einrichteten, sei das nun vorbei, jedenfalls die Küche sei bei allen am selben Ort, nämlich dem gerade erleuchteten.

Abstraktion macht das Leben leichter und einfacher, indem sie es eliminiert.

Buchtip: Zu Unrecht verurteilt

Wir haben hier bereits hingewiesen auf das hübsche Buch “Für den Angeklagten”, (Hamburg 1960; orig. Au band de la défense, Paris 1959) von René Florist (1902-1975, einem der einst profiliertesten französischen Strafverteidiger).

MjAwNDEwMDE2

Auch ein anderes Buch von ihm, “Zu Unrecht verurteilt” (Hamburg 1969; orig. “Les erreurs judiciaires”, Paris 1968) ist nur vorbehaltlos zu empfehlen.

16850780

Intelligente Überlegungen, unterhaltsame Anekdoten, eindrückliche Fälle. Literarisch gebildet, emphatisch und engagiert. Was will man mehr?

How Great Our Lord

Spricht der Herr:

Oh, Lord
Oh, Lord

Sorry ladies, to make you wait
There’s a couple of Buddhists at the Pearly Gate
Asked my permission to come on board
(What’d you do, Lord?)
I had to have ’em put out with the trash, sing it

Oh, Lord
How great our Lord
Oh, Lord
How great our Lord

Ladies, ladies

Why does the earth glide by below
Like a great big rubber ball?
(It is like a rubber ball)
Why does the bird, fly through the sky
Why does the apple fall?
(We don’t know, Lord)

Folks up here, ask me why
Things go so badly down below
I tell them when they ask me why
I really do not know
(But you do know, don’t you Lord?)
Of course I do, sing it

Randy Newman: How Great Our Lord

Fat lady smiling

Und noch ein Highlight versteckt in einem Lied:

Fat lady smiling as she roles by
The big red smile and a sloppy kiss
Furry friends slow follow (follow)
Black mascara creatures, yes
Your baby’s screaming in your ear
The black hair and a red nose face
She’s running backwards off the fire escape
But I’m with you baby
And the voice in the public address says…

Marc Cohn: Join the Parade, aus der gleichnamigen CD

I know you lied

Merkwürdig, wie wir nicht aufhören können, zu erwarten, obwohl wir wissen, dass erfüllte Erwartungen uns nicht glücklich machen, unerfüllte aber unser Verderben begründen. Unter unseren Erwartungen ist diejenige der Liebe womöglich die unerhörteste. Nietzsche meint dazu, geliebt werden zu wollen, sei die grösste aller Anmassungen. Wahrscheinlich hat er recht. Und möglicherweise kommen wir endlich an, wenn wir es schaffen loszulassen. Randy Newman jedenfalls singt wohl von einem, der dabei scheitert.

High on a cliff in Mexico
Staring down at the rocks and the sea below
I can hear the church bells ring
I can hear the choir

I remember the night she left
I drove to the station in the pouring rain
Sat all night behind my big iron desk
The oil on the water made a rainbow

At the end of this bone white gravel road
They both lie sleeping on a feather bed
And her hair is black as the sky at night
But her eyes are gray like the moon
You can run but you can’t hide
You can run but you can’t hide
You said you love me but I know you lied
You said you love me but I know you lied

Regeln und Adolf Eichmann

Regel als Regel befolgen III spricht am Ende das eigentliche Problem, wenn nicht des Rechts, so doch der Juristen an: Dass sie nämlich, wenn sie tatsächlich tun, was sie in ihren Methodenlehren behaupten (glauben und glauben machen wollen), namentlich Regeln befolgen, weil es Regeln sind, sie zu einer eigentlichen Armee von Eichmännern werden.

Das ist deshalb tragisch, weil das Recht üblicherweise als der Gegenbegriff zu blosser Macht und Willkür konzipiert wird, dieweil es doch nichts anderes ist als dessen verlängerter Arm oder Instrument.

Als erstes entstehen an den mittelalterlichen Universitäten juristische Fakultäten. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn das gegen den Willen der allgegenwärtigen Theologie und allmächtigen Kirche geschah. Nicht?

In der Strafkolonie

Im Leiden der Kreatur wurde der Prozess angesprochen, bei dem wir alleine durch unser Beobachten Teil werden dieses Leidens. Wenn wir empathisch sind, empfinden wir ihr Leiden nach, aber – infolge unseres kalten Beobachterstatus – werden wir in gewissem Sinne zu Pornographen. Wenn wir dieses Leiden nicht enden oder wenigstens mildern können, werden wir deshalb wohl (trotz unserer Empathie, die eben gerade nichts auszurichten vermag, sinnlos erscheint), Teil des Leidenzufügenden, Teil der Strafe und Teil des Bösen. Dies wohl der tiefere Grund für unsere Verantwortung angesichts des Leidens. Nichts bringt das besser auf den Punkt als die fürchterlich-furchterregende Erzählung “In der Strafkolonie” von Franz Kafka (1893-1924). Kafka in seiner genialen Sensibilität lässt den unbeteiligten Wissenschaftler die fürchterliche Geschichte erzählen, der am Ende auch einfach abreist.

Die Geschichte hier online, hier als PDF zum Download.

Regel als Regel befolgen III

Einer Regel folgen, weil es die Regel ist, meint nichts anderes, als die eigene Autonomie, das freiwillige Entscheiden aufzugeben. Denn eine Regel ist immer generell und abstrakt, so dass in jedem Einzelfall entschieden werden muss, ob die Regel gilt oder nicht, d.h. ob wir es mit dem “Grundsatz” zu tun haben oder mit einer “Ausnahme”.

Grundsatz oder Regel und Ausnahme sind zwei Kategorien die der Rechtsregel eigentlich fremd sind und die nur subjektiv, im Einzelfall entstehen und Sinn haben.

Spricht man von Regeln und Ausnahmen im Gesetz, so vermischt man Abstraktes und Konkretes. Denn selbst eine kodifizierte Ausnahme stellt eine Regel dar, die im Einzelfall ausnahmsweise nicht angewendet werden kann. Eine kodifizierte Ausnahme in diesem Sinne ist nichts anderes als eine andere Regel für einen anderen Falltypus.

Mit Regel und Ausnahme wird nicht auf den Gesetzestext verwiesen, sondern auf die Freiheit des Richters, im Einzelfall zu entscheiden, ob eine Regel entstehen soll oder nicht, auf die Freiheit des Einzelnen zu entscheiden, ob er im Einzelfall etwas tun darf oder nicht. Dies ist auch der Grund, warum der Einzelne Verantwortung für sein Handeln trägt.

Eine Regel als Regel befolgen, oder eine Ausnahme restriktiv auslegen, weil es eine Ausnahme ist, kann somit nur als Tyrannei der Abhängigkeit und des Nicht-Denkens bezeichnet werden.

Das böse Alleinsein

Und das böse Alleinsein,
Das jeder, der liebt, in der eigenen Seele entdeckt,
Nun als unendliches Grab
Trennt es mich für immer von Dir,

Geliebte, in einem fernen Spiegel ertrunkne …

Giuseppe Ungaretti